Critique20. Juli 2021 Cineman Redaktion
Film-Kritik «Spirit – Frei und Ungezähmt»: Seichtes Pferdeabenteuer
Mit «Spirit – Frei und ungezähmt» knüpft DreamWorks an eine animierte Netflix-Serie an, die ihrerseits auf dem Trickstreifen «Spirit – Der wilde Mustang» basiert. Fantasievolle Unterhaltung für Klein und Gross muss man leider anderswo suchen.
Filmkritik von Christopher Diekhaus
Mit Kelly Asburys oscarnominiertem Film aus dem Jahr 2002 hat «Spirit – Frei und ungezähmt» bis auf den Anfangsteil des Titels nicht mehr viel gemein. Kenner der Netflix-Produktion, die aktuell acht Staffeln umfasst, dürften aber starke Parallelen zur allerersten Folge ausmachen. Das neue Leinwandwerk, das Elaine Bogan und Koregisseur Ennio Torresan kreativ betreuten, erzählt die Geschichte des Serienauftaktes noch einmal und schlägt dabei einen etwas grösseren Bogen.
Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist die kleine Lucky Prescott (Stimme im Original: Isabela Merced), die in ihrer ungestümen Art den Festakt für ihren Grossvater (Joe Hart) ruiniert. Ihre Tante Cora (Julianne Moore) soll daraufhin mit ihr in das Grenzstädtchen Miradero reisen und den Sommer bei Luckys Vater Jim (Jake Gyllenhaal) verbringen, den das Mädchen schon viele Jahre nicht mehr gesehen hat. Nach dem Unfalltod ihrer Mutter Milagro (Eiza González), einer Kunstreiterin, kam sie nämlich bei Cora und ihrem Grossvater unter.
Schon kurz vor der Ankunft in der alten Heimat wird Lucky auf einen prächtigen Mustang aufmerksam, dem sie nur wenig später wieder begegnet. Da seine Ehefrau durch einen Sturz ums Leben kam, verbietet Jim seiner Tochter den Umgang mit dem Pferd. Lucky ist allerdings viel zu neugierig, um auf ihn zu hören. Unterstützt von den beiden ungefähr gleichaltrigen Einheimischen Pru (Marsai Martin) und Abigail (Mckenna Grace) gewinnt sie langsam das Vertrauen des stolzen Tieres und tauft es auf den Namen Spirit. Als der skrupellose Cowboy Hendricks (Walton Goggins) mit seinen Handlangern eine Herde Wildpferde einfängt und miteinem Zug zum nächsten Hafen aufbricht, versuchen Lucky und ihre beiden neuen Freundinnen, die Bande einzuholen, und wagen sich dafür, hoch zu Ross, durch gefährliches Terrain.
In ihrer rauen Schönheit kommt die wilde Landschaft zur Geltung.
Vergleicht man «Spirit – Frei und ungezähmt» mit anderen Animationsfilmen grosser Studios, sticht ins Auge, dass die Bilder weniger facettenreich daherkommen. In ihrer rauen Schönheit kommt die wilde Landschaft zwar zur Geltung. Eine Wucht, wie sie etwa die DreamWorks-Filme der «Drachen zähmen leicht gemacht»-Reihe entfalten, will sich hier jedoch zu keinem Zeitpunkt einstellen. Ankreiden kann man dies den Verantwortlichen nur bedingt, da sie mit einem verhältnismässig überschaubaren Budget von rund 30 Millionen Dollar haushalten mussten.
Kritisieren darf man hingegen mit Nachdruck, dass die Figuren und die Erzählung über den kleinsten gemeinsamen Nenner nicht hinauswachsen. Das Tochter-Vater-Verhältnis wird auf platte Weise repariert. Die besondere Beziehung zwischen Lucky und Spirit bleibt grösstenteils behauptet. Die Protagonistin hat insgesamt nur wenig Profil. Und auf der Rettungsmission der Mädchen lösen sich Hindernisse meistens rasch in Luft auf. Manchmal hilft es schon, wenn Lucky bloss das Lied anstimmt, das ihre Mutter einst gesungen hat. Der mit erhöhter Actionschlagzahl aufwartende Showdown lässt die Spannungskurve ein wenig ansteigen. Entscheidend aufwerten kann das schwungvolle Finale das seichte Abenteuer aber nicht.
2 von 5 ★
«Spirit – Frei und Ungezähmt» ist ab dieser Woche im Kino zu sehen.
Das könnte dir ebenfalls gefallen:
Vous devez vous identifier pour déposer vos commentaires.
Login & Enregistrement