Filmkritik «Corsage - Sisi so nah wie nie»: Eine Befreihung der Kaiserin Elisabeth

In «Corsage - Sisi so nah wie nie» von Marie Kreutzer, folgen wir Kaiserin Elisabeth (Vicky Krieps) wie sie durch eine Welt voller Schein und Schauspiel schreitet.

Filmkritik von Laia Meier

Elisabeth erzählt uns von Liebe, Schönheit und Macht. Von Gefangenschaft und Freiheit von Weisheit und Irrsinn. Und dass die Rollen, die einem zugeteilt werden, uns nicht immer entsprechen. Von der ersten Sekunde an, merken wir, dass hinter Kaiserin Elisabeth’s perfekten Visage und Darstellung eine Tiefe steckt, derer wir zuvor nicht begegnet sind.

Marie Kreutzer führt uns in Elisabeths innere Welt.– Filmkritikerin Laia Meier

Die Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn lässt uns in «Corsage - Sisi so nah wie nie» von Marie Kreutzer sehr nahe an sich heran. Elisabeth erzählt uns von Liebe, Schönheit und Macht. Von Gefangenschaft und Freiheit von Weisheit und Irrsinn. Und dass die Rollen, die einem zugeteilt werden, uns nicht immer entsprechen.

Kreutzer führt und ins Elisabeths innere Welt. «Corsage - Sisi so nah wie nie» beginnt, da ist Elisabeth bereits 40 Jahre alt. Ihre Routinen um ihr berühmtes Aussehen zu behalten werden immer noch rigide von ihr durchgeführt. Doch schnell kommt eine andere Seite von ihr zum Vorschein: sie hat keine Lust mehr auf das Spiel. Sie will mehr Einfluss haben und eingeweiht werden von ihrem Mann Franz Joseph. Das wird ihr aber nicht gewährt. «Der Kaiser regiert, die Kaiserin repräsentiert.»

Wir werden verführt von fulminanten, gefühlsvollen Bildern und einer ätherischen Musik.– Filmkritikerin Laia Meier

Ohne Anspruch auf Wahrheit zu nehmen, oder sich klar von den Tatsachen zu entfernen, schafft es Kreutzer eine neue, spannungsvolle Deutung vom Leben und Innenleben der legendären Sissi in die bekannten Geschichtsmomente einzuweben. Wir werden verführt von fulminanten, gefühlsvollen Bildern, einer ätherischen Musik von Camille und einer sehr überzeugenden Darstellung durch Hauptdarstellerin Vicky Krieps.

Krieps schafft es einen jugendhaften, lebensfreudigen und nach Freiheit drängenden Charakter mit einer grenzsuchenden, melancholischen Person in ihrer Elisabeth zu vereinen. Es ist als bringe Krieps die wahre Elisabeth ans Licht, welche zuvor nicht gezeigt werden durfte.

Sie zeigt uns eine Frau, die wir nur lieben können, die fasziniert, die aber auch verunsichert und fast Angst macht. Krieps’ Elisabeth ist unvorhersehbar, humorvoll und dramatisch zugleich.

Marie Kreutzer spielt mit der Spannung zwischen Mythos und Tatsachen - sowohl inhaltlich als auch formal. Das Ende ist offen für Interpretation. Ich bin mir nicht ganz sicher was passiert ist. Aber das ist genau das was Marie Kreutzer uns lehrt: das was wir sehen, was jemand uns präsentiert, ist nicht unbedingt wahr.

Das was wir sehen, was jemand uns präsentiert, ist nicht unbedingt wahr.– Filmkritikerin Laia Meier

Und so stellt sich die Frage, was uns Kreutzer vorzeigt. Was ist wirklich so wie es scheint? Wir sind im Dunkeln gelassen. Zwischen Andeutungen und symbolträchtigen letzten Szenen brauche ich lange, um wieder aus den Tiefen dieser Geschichte hervorzukommen. Und fast will ich dort bleiben.

4.5 von 5 ★

«Corsage - Sisi so nah wie nie» läuft ab dem 6. Oktober im Kino.

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