Filmkritik «Early Birds»: Mitgehangen, mitgefangen

Zwei Frauen, die sich am Rande des Zürcher Rotlichtmilieus bewegen, kommen unverhofft in den Besitz von unglaublich viel Koks und Kohle, die sie unter keinen Umständen wieder verlieren wollen. Michael Steiners Neo-Noir-Thriller überrascht mit viel Action, einem fiebrigen Soundtrack und einer Reihe von Verweisen auf andere Filme.

Nach einer heissen Partynacht beobachtet Annika eine heftige Auseinandersetzung zwischen dem Gastgeber und zwei Dealern. Geistesgegenwärtig nimmt sie eine dabei stehen gebliebene Tasche voller Drogen und Geld an sich und flüchtet in eine Nachbarwohnung. Obwohl alle Streitenden tot sind, bleibt das Verschwinden der Tasche nicht unbemerkt. Ehe sich Annika versieht, ist sie zusammen mit Caro, der die Wohnung gehört, auf der Flucht vor korrupten Polizisten und zwielichtigen Kriminellen.

Michael Steiner hat sich schon in diversen Filmgenres versucht, mit «Early Birds» begibt er sich nun ins Reich des Neo-Noir-Thrillers. Sein Film ist die erste schweizerische Netflix-Produktion und verortet sich im Rotlicht- und Drogenmilieu des Zürcher Langstrassenquartiers.

Im Zentrum der Handlung steht neben den zwei Frauen, von denen die eine als Escort-Girl arbeitet, die andere zur Kleinkriminalität neigt, ein Drogenfahnder mit nicht ganz sauberer Weste. Damit verweist «Early Birds» unmittelbar auf den im gleichen Milieu und Quartier spielenden «Strähl». Und das ist lange nicht der einzige Déjà-vu-Moment, den Steiners Film auftischt: «Thelma & Louise» dürfte für «Early Birds» ebenso Pate gestanden haben wie diverse Actionfilme aus Hongkong, die Werke von Quentin Tarantino und einige düstere französische Berg-Krimis.

Handwerklich sauber, schnell erzählt und teilweise mit dröhnenden Beats unterlegt, ist «Early Birds» leidlich unterhaltsam. Trotzdem ist der Film keine Sekunde originell und seinen Figuren fehlt leider jegliche Tiefe.

3 von 5 ★

«Early Birds» ist ab dem 12. Oktober im Kino zu sehen.

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