Critique31. Juli 2024 Cineman Redaktion
Filmkritik «Tatami»: Rebellion auf der Matte
Wie eng Sport und Politik in einem autoritären Staat miteinander verbunden sind, zeigen Zar Amir Ebrahimi und Guy Nattiv in ihrem Thriller-Drama «Tatami» auf eindrucksvolle Weise. Ein packender, in den Hauptrollen mitreissend gespielter Film, der den Kampf zwischen Individuum und Unterdrückungsapparat geschickt verdichtet.
Bei der Judo-WM in Tiflis läuft es für die iranische Sportlerin Leila Hosseini (Arienne Mandi) bestens. Runde für Runde behält sie die Oberhand und darf sich berechtigte Hoffnungen auf eine Medaille machen. Die Regierung ihres Heimatlandes hat jedoch Angst vor einer Niederlage gegen Erzfeind Israel und weist Leila daher an, unter Vortäuschung einer Verletzung auszuscheiden. Zur Verärgerung ihrer Trainerin Maryam Ghanbari (Ko-Regisseurin Zar Amir Ebrahimi) denkt sie aber nicht ans Aufgeben.
Erstaunlich, wie viel «Tatami» aus einer eigentlich simplen Grundkonstellation herausholt. Die meiste Zeit befinden wir uns in den Katakomben oder auf der Kampffläche der Spielstätte, die nicht zuletzt aufgrund des fast quadratischen 4:3-Bildformats etwas Beklemmendes verströmt. Leila bewegt sich in einem engen Rahmen, ist allerdings wild entschlossen, diesen zu sprengen. Das Problem dabei: Nicht nur sie muss Konsequenzen fürchten. Auch ihre im Iran gebliebene Familie gerät – so offenbaren es einige Einschübe – rasch ins Visier des Regimes.
Was als Film über eine Sportlerin bei einem Turnier beginnt, entwickelt sich rasch zu einem handfesten Thriller mit fiebriger Energie. Ständig laufen wir mit den Figuren durch die Gänge der Arena. Ungemein druckvoll agieren die beiden Hauptdarstellerinnen. Angesichts der Thematik ist es umso schöner, dass hinter dem kraftvollen, in Schwarz-Weiss-Optik daherkommenden Plädoyer für Selbstbestimmung eine Iranerin und ein Israeli stehen.
4 von 5 ★
«Tatami» ist ab dem 1. August 2024 im Kino zu sehen.
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