Critique17. Juli 2024

Filmkritik «Twisters»: Wind of Change?

Filmkritik «Twisters»: Wind of Change?
© Warner Brothers Switzerland

Nach dem heiss geliebten «Twister» aus dem Jahr 1996 folgt nun die Fortsetzung. «Twisters» katapultiert den Katastrophenfilm ins neue Jahrtausend und bietet jede Menge sehenswerte Tornado-Action. Trotz einiger Story-Klischees und einem etwas unpassenden Patriotismus macht der Film grossen Spass und bringt frischen Wind in den Kinosommer.

Nach einem traumatisierenden Vorfall hat sich Kate (Daisy Edgar-Jones) vom Sturmjagen und der Wissenschaft verabschiedet und lebt in New York. Eines Tages taucht ihr alter Kollege Javi (Anthony Ramos) auf und will sie nach Oklahoma zurückholen. Mit neuer Technologie könnten Tornados noch besser analysiert und ihr Weg vorherbestimmt werden. Doch auch eine Gruppe Sturmjäger:innen rund um den Social-Media-Star Tyler (Glen Powell) ist unterwegs, um mit waghalsigen Aktionen so viele Klicks wie möglich zu bekommen. Die beiden Teams kommen sich immer wieder in die Quere.

1996 katapultierte sich «Twister» auf Platz 4 der erfolgreichsten Filme des Jahres und avancierte in den Jahrzehnten danach zum beliebten Kultfilm – inklusive eines eigenen Museums am Drehort in Wakita, Oklahoma, einem Anstieg an Meteorologie-Student:innen an amerikanischen Unis in den späten 90ern und bewegenden Tributen von Sturmjäger:innen zum Tod Bill Paxtons im Jahr 2017. Eine stürmische Ausgangslage also für die Fortsetzung «Twisters».

Szene aus «Twisters» © Warner Brothers Switzerland

Umso klüger also, dass hier ausser dem Apparat «Dorothy», der die kleinen Messinstrumente für Tornados enthält, nichts aus dem ersten Teil übernommen wurde. Bei der Ankündigung des Films 2022 wurden Gerüchte laut, dass der Film vom Kind der beiden Hauptfiguren aus dem ersten Teil handeln würde, doch zum Glück haben sich die Filmschaffenden um Drehbuchautor Mark L. Smith und Regisseur Lee Isaac Chung anders entschieden und keine der beliebten Figuren zurückgebracht. Stattdessen gibt es komplett neue Figuren und einen jungen, teilweise noch unbekannten Cast – jede Menge frischer Wind also?

Nicht ganz, denn das Grundrezept bleibt dasselbe – teilweise schleichen sich hier sogar identische Elemente in die Handlung ein. Im Zentrum steht das Trauma einer jungen Frau, es gibt eine Rückkehr zu den eigenen Wurzeln, ein Versöhnen mit der Vergangenheit und natürlich eine zunächst unmöglich scheinende Romanze. Und Tornados, die über die weiten Ebenen Oklahomas gejagt werden wollen – und davon jede Menge!

Daisy Edgar-Jones, Anthony Ramos und Glen Powell in «Twisters» © Warner Brothers Switzerland

Wie schon im Vorgänger können sich die Spezialeffekte in «Twisters» wirklich sehen lassen. Die Tornados sehen grossartig und bedrohlich aus, die Action rund um die Sturmjäger:innen ist packend und verschiedene Szenarien sorgen für Abwechslung, damit das Ganze nicht zu repetitiv ausfällt. «Twisters» hat alles, was ein Katastrophenfilm im Jahr 2024 bieten kann und macht auf der grossen Leinwand richtig Spass – dass das Finale des Films in einem Kino steigt, ist also nicht nur ein wahnwitziger, selbstreferentieller Fingerzeig, sondern auch eine klare Anweisung, wo der Film am besten zu geniessen ist.

Anders als in «Twister» funktioniert der emotionale Kern der Geschichte leider nicht ganz so gut. Die tragische Hintergrundgeschichte von Kate (etwas blass: Daisy Edgar-Jones) wirkt konstruiert und die Figur des Cowboy-Sturmjägers Tyler (hat sichtlich Spass: Glen Powell) ist anfangs viel zu unsympathisch. Eine vom Winde verwehte Lovestory mit diesem Yeehaw-rufenden Südstaatler? Nein danke!

Apropos Südstaatler: Ebenfalls deutlich anders als sein Vorgänger propagiert «Twisters» recht aufdringlich den American Way of Life. Abgesehen vom Country-triefenden Soundtrack und den Cowboys und -girls auf der Jagd nach Stürmen (Logo: ein Tornado mit Bullenhörnern!) gibt es Rodeo, im Originalton wildeste Dialekte, amerikanische Flaggen soweit das Auge reicht (gerne auch mal auf der Kleidung) und einen Truck, der sich mit riesigen Gewinden in den Boden schraubt – This Land is Your Land! So mutiert das Ganze zu einer wenig subtilen patriotischen Durchhalteparole, wenn sich die amerikanische Landbevölkerung wehrhaft gegen die häufiger werdenden Naturkatastrophen stemmt – dass dabei im ganzen Film nicht ein einziges Mal das Wort Klimawandel fällt, ist dabei umso verklärter.

3.5 von 5 ★

«Twisters» ist ab dem 18. Juli 2024 im Kino zu sehen.

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