Critique10. Mai 2024

Filmkritik «White Bird»: Der Wert der Menschlichkeit

Filmkritik «White Bird»: Der Wert der Menschlichkeit
© Elite Film

«White Bird» ist ein einfühlsames Drama, das in der Gegenwart beginnt, aber die Geschichte eines jüdischen Mädchens zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs erzählt, das von engagierten Mitmenschen gerettet und vor den Nazis versteckt wurde.

von Peter Osteried

Nachdem ihr Enkel wegen Mobbings der Schule verwiesen wurde, erzählt seine Grossmutter ihm davon, wie sie als kleines Mädchen in Frankreich den Nazi-Terror überlebte. Die Nazis holten alle jüdischen Kinder in ihrer Schule ab, aber ihr gelang es, zu fliehen. Sie fand Unterschlupf bei den Eltern eines Klassenkameraden, der wegen seiner Gehbehinderung von allen gehänselt wurde. Seine Eltern versteckten sie in einer Scheune, liefen damit aber auch immer Gefahr, das eigene Leben zu verlieren, wenn sie entdeckt werden sollten.

«White Bird» ist ein ungewöhnlicher Film, denn tatsächlich handelt es sich um die Fortsetzung von «Wunder». Schon dort spielte Bryce Gheisar den jungen Julian, der einen anderen Jungen schikanierte. Nun wird seine weitere Geschichte erzählt, mit einer Lektion, die er erst noch lernen muss. Die von Helen Mirren gespielte Grossmutter führt ihm diese Lehre plastisch vor Augen.

Szene aus «White Bird» © Elite Film

Das Gros des Films spielt in den Jahren 1942 bis 1944, nur hin und wieder kehrt der Film zur Rahmenhandlung zurück. Im Kern ist dies eine Geschichte über Zivilcourage, sie warnt aber auch davor, nicht achtsam genug zu sein, denn die Eltern des jungen Mädchens wollten nicht wahrhaben, was passierte. Sie haben die Chance zur Flucht verstreichen lassen.

Vor allem anderen ist dies aber eine Geschichte über Menschlichkeit, darüber, was gut und schön an Menschen ist, das hier jedoch durch das Hasserfüllte und Böse kontrastiert wird. Weil es schwer ist, in einer Welt, in der die Hassenden überwiegen, den Mut zu finden, sich dagegen zu stemmen.

«White Bird» folgt den Mustern eines Melodrams, kitschig ist er jedoch nie. Stattdessen erzählt er gefühlvoll von zwei Leben, die auf merkwürdige Weise miteinander verbunden sind. Und er dient als Mahnung der zu früh Verstorbenen, die Lehren der Geschichte nicht zu vergessen.

4 von 5 ★

«White Bird» ist seit dem 08. Mai im Kino zu sehen.

Ein spannendes Interview mit Regisseur Marc Forster gibt es bei Imagique.

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