Article21. März 2023 Michelle Knoblauch
Keanu Reeves – Ein Star lässt sich nicht in eine Schublade stecken
Sein exotischer Name, die coole Art und seine Grosszügigkeit, den Mitarbeitern auf dem Set gegenüber macht Keanu Reeves zu einem der beliebtesten Hollywood Stars, der mit jedem neuen Projekt seine Vielseitigkeit beweist. Aus Anlass der Premiere von «John Wick: Kapitel 4» lenken wir den Fokus auf Keanu Reeves.
Artikel von Gabriela Tscharner Patao
Als Hollywood Star ist Keanu Reeves einzigartig. In seiner fast 40-jährigen Karriere wurde der kanadische Schauspieler in Schubladen gesteckt, von Kritikern in der Luft zerrissen und als Nichtskönner abgeschrieben. Der inzwischen 58-jährige Schauspieler, dessen hawaiianischer Name «Kühle Briese über den Bergen» bedeutet, schafft es jedoch immer wieder, seine Kritiker Lügen zu strafen und seine Karriere in eine völlig neue Richtung zu lenken. Egal ob als surfender FBI-Agent in «Gefährliche Brandung», als Liebhaber in «Was das Herz begehrt» oder moderner Messias in «Matrix», Keanu Reeves hinterlässt mit jeder Rolle einen nachhaltigen Eindruck. Hier ein Überblick auf seine Karriere.
Der Stonerdude
Whoa! Noch heute wird Keanu Reeves gerne als Doppelgänger seiner leicht doofen Figur Ted aus «Bill & Teds verrückte Reise» abgestempelt. Die Komödie über zwei Teenager, die in einer Zeitmaschine in die Vergangenheit reisen, um ihre Abschlussprüfung im Fach Geschichte zu bestehen, brachte Reeves den Durchbruch. Aber, coole Sprüche aus dem Film wie «Party on dude» oder der Ausdruck «Whoa!» hafteten ihm an und steckten ihn zu Beginn seiner Karriere in die Schublade des einfältigen Loosers. So spielte er in der Satire «Eine Wahnsinnsfamilie» (1989), die sich mit den Problemen der Elternschaft auseinandersetzt, einen Taugenichts von einem Boyfriend der launenhaften Tochter von Steve Martin. Oder, in «Ich liebe dich zu Tode» (1990) stellt er einen bescheuerten Killer namens Marlon dar, der Tracey Ullmanns fremdgehenden Ehemann (Kevin Kline) um die Ecke bringen soll.
Im Laufe der Jahre scheint Reeves sein Image als Stonerdude aber akzeptiert zu haben. Während Jahren setzte er sich mit seinem Kollegen Alex Winter dafür ein, nach der Fortsetzung «Bill & Teds verrückte Reise in die Zukunft» (1991) die Trilogie zu komplettieren. 2020 war es endlich so weit, mit «Bill & Ted retten das Universum», in dem die alternden Freunde für ihre vergangen Fehler Wiedergutmachung leisten, fand die Serie einen würdigen Abschluss.
«Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit»: Verfügbar on Demand auf Apple TV und YouTube
«Eine Wahnsinnsfamilie»: Verfügbar on Demand auf Apple TV
«Bill & Ted retten das Universum»: Verfügbar auf Netflix
Der Mime
Keanu Reeves wollte bald mehr von seiner Karriere, als nur die komische Auflockerung spielen. Kurz nach seinen ersten Grosserfolgen begann seine Zusammenarbeit mit Regisseur Gus Van Sant, einem aufstrebenden Indie Regisseur der frühen 90er Jahre, mit dem er Filme wie «Das Ende der Unschuld» (1991) und «Cowgirl Blues» (1993) drehte, die eine tiefgründigere Seite des Schauspielers zeigten. Zum Erstaunen aller wurde er im gleichen Jahr in Kenneth Branaghs Shakespeare Adaption von «Much Ado About Nothing» besetzt. Reeves und Denzel Washington waren die einzigen Amerikaner in einer Englischen Cast und für Keanu hagelte es Kritikerschelte.
Das hielt ihn aber nicht davon abhielt, weiter zu experimentieren. In den 90er-Jahren spielte er auch Draculas Anwalt («Bram Stokers Dracula», 1992), den Gründer des Buddhismus («Little Buddha», 1993) und Satans rechte Hand («Im Auftrag des Teufels», 1997), bevor die Rollen mit viel Fleisch am Knochen dahinschwanden. Ausnahme ist der 2017 Netflix Film «To The Bone», in dem Keanu einen unorthodoxen Psychiater einer magersüchtigen jungen Frau (Lily Collins) spielt.
«Das Ende der Unschuld»: Verfügbar on Demand auf Apple TV
«Viel Lärm um nichts»: Verfügbar on Demand auf Apple TV und YouTube
«Im Auftrag des Teufels»: Verfügbar auf Netflix und Amazon Prime
«To the Bone»: Verfügbar auf Netflix
Der Love Interest
Von Anfang an war klar, dass Keanu Reeves ein gutaussehender Junge war und die Rollenangebote als romantischer Held liessen nicht lange auf sich warten. Schon ein Jahr bevor er als Ted in die Zeitmaschine stieg, wurde er als Chevalier Danceny in Stephen Frears «Gefährliche Liebschaften» als junger Liebhaber sowohl von Uma Thurman als auch Glenn Close besetzt. Reeves spielte oft den Love Interest in Dramen wie «Dem Himmel so nah» oder «Sweet November - Eine Liebe im Herbst». Sogar in Action-Streifen wie «Speed» und «Matrix» die Beziehung im Zentrum der Handlung.
Das Genre der romantischen Komödie umschiffte Reeves während Jahrzehnten erfolgreich und wartete bis er fast 40 Jahre alt war, um in Nancy Meyers Swinger-Klassiker «Was das Herz begehrt» (2003) Jack Nicholsons Arzt zu spielen, der sich in dessen Ex-Frau (Diane Keaton) verliebt. Als Vorzeige-Beau reiferer Beziehungen etablierte er sich auch im paranormalen Drama «Das Haus am See» (2006), in dem er mit seiner «Speed»-Partnerin Sandra Bullock mysteriöse Liebesbriefe austauscht und in «Destination Wedding» (2018), der ihn mit seiner häufigen Partnerin Winona Ryder («Bram Stokers Dracula», 1992, «Dem Himmel so nah», 1995, «A Scanner Darkly - Der dunkle Schirm», 2006, «Pippa Lee», 2009) wiedervereinte.
«Gefährliche Liebschaften»: Verfügbar on Demand auf Apple TV
«Was das Herz begehrt»: Verfügbar on Demand auf Apple TV
«Das Haus am See»: Verfügbar on Demand auf Apple TV und YouTube
«Destination Wedding»: Verfügbar on Demand auf Apple TV
Der Action Star
Dieser Tage kennt man Keanu Reeves vor allem als Action Star, der mit der «John Wick» Serie enorme Erfolge feiert. Begonnen hat seine Karriere in diesem Genre 1991 mit dem Kultfilm «Gefährliche Brandung» der Regisseurin Kathryn Bigelow, in dem Reeves den jungen FBI-Agenten Johnny Utah spielt, der eine surfende Bande von Bankräubern infiltriert. Rolling Stone Magazin betitelte «Gefährliche Brandung» als den besten Action-Film, erzählt aus weiblicher Sicht. Drei Jahre später doppelte Reeves als Los Angeles Detektiv Jack Traven in «Speed» nach, indem er einen Bus voller Los Angeles Pendler wie die hübsche Annie (Sandra Bullock) vor einer Bombe rettet, die losgeht, sobald das Fahrzeug im Stossverkehr langsamer als 88 km/h fährt.
1995 nimmt Reeves Karriere im futuristischen Sci-Fi Film «Vernetzt - Johnny Mnemonic» eine Wende. Der Film war damals zwar alles andere als ein Hit bei den Kritikern, aber der Film diente den Wachowski Regisseuren als Vorlage für ihre «Matrix»-Trilogie. «Matrix» (1999), «Matrix reloaded» (2003) und «Matrix revolutions» (2003) spielten über 1,5 Milliarden Franken ein und machten Reeves zum Hollywood-Star. 2021 lancierte Lana Wachowski mit Reeves und Carrie-Ann Moss den vierten Film «Matrix resurrections», der dieser Geschichte ein würdiges Ende setzte. Seit 2014 ist Reeves Teil der «John Wick»-Serie, dessen Kapitel 4 nun in die Kinos kommt. Als Berufskiller mit Herz kämpft er sich seit bald 10 Jahren durch die Unterwelt, regiert vom High Table und mit Ablegern wie dem Spin-Off «Ballerina» und das Prequel «The Continental» hält diese Welt noch lange einen Job für Reeves bereit.
«Gefährliche Brandung»: Verfügbar auf Amazon Prime
«Speed»: Verfügbar auf Disney+
«Vernetzt - Johnny Mnemonic»: Verfügbar on Demand auf Apple TV
«Matrix»: Verfügbar auf Netflix
«Matrix reloaded»: Verfügbar auf Netflix
«Matrix revolutions»: Verfügbar auf Netflix
«John Wick»: Verfügbar on Demand auf Apple TV und YouTube
«John Wick: Kapitel 2»: Verfügbar on Demand auf Apple TV und YouTube
«John Wick: Kapitel 3»: Verfügbar on Demand auf Apple TV und YouTube
Keanu – das Meme
Keanu Reeves ist ein Filmstar, aber der Schauspieler hat auch in unzähligen Memes das Internet erobert. Vom traurigen Keanu zum fröhlichen Keanu bis zu Keanu ist ein Vampir, der schon in Renaissance Bildern abgebildet ist, platzen die Sozialen Medien mit Memes des Schauspielers. Tatsache ist jedoch, dass Reeves kein einfaches Leben hatte. Vom Kampf seiner Schwester mit Leukämie über den Tod seines ungeborenen Kindes und dessen Mutter hat er schwere Schicksalsschläge erlitten. Aber der Schauspieler ist nicht bitter, sondern ist für seine Grosszügigkeit bekannt.
Er spendet immer wieder grosse Teile seiner Honorare für Kinderspitale und die Krebsforschung. Er verwöhnt die Crew seiner Filme auch gerne mit teuren Geschenken wie Motorrädern oder Luxusuhren, und gleichzeitig nimmt er sich nicht allzu ernst. In Filmen wie «Always be my Maybe» macht sich Reeves gehörig über sein öffentliches Image lustig und in «Toy Story 4» leiht er einem Motorrad fahrenden Stuntman namens DukecCaboom seine Stimme, der Woody, Buzz & Co. hilft, den Weg nach Hause zu finden. Und, Keanu Reeves hat das Zeug zum Philosophen. Als er kürzlich in einer Late Night Talk Show gefragt wurde, was passiere, wenn wir sterben, meinte er: «Ich weiss nur, dass die Menschen, die uns lieben, vermissen werden».
«Always be my Maybe»: Verfügbar auf Netflix
«Toy Story 4»: Verfügbar auf Disney+
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