Article24. April 2024

Love is Love: Die 10 besten queeren Romanzen

Love is Love: Die 10 besten queeren Romanzen
© Elite Film

Unsere Gefühle sind nie ausgeprägter, unsere Weltanschauung nie rosiger, als wenn wir verliebt sind – egal in wen. Leider sind LGBTQ+ Beziehungen im Film auch heute noch selten zu finden. Zum Kinostart der grossartigen, lesbischen Thriller-Romanze «Love Lies Bleeding» haben wir für euch 10 der besten queeren Liebesgeschichten ausgesucht.

von Gaby Tscharner Patao

1. «Portrait de la jeune fille en feu» (2019)

Darum geht's: Im Frankreich des 18. Jahrhunderts lässt eine Mutter (Valeria Golino) von ihrer Tochter Héloïse (Adèle Haenel) ein Portrait anfertigen, damit sie von ihrem künftigen Ehemann begutachtet werden kann. Während den Portraitsitzungen mit der Malerin Marianne (Noémie Merlant) beginnt aber eine geheime Romanze zwischen den Frauen.

Sehenswert weil: Die Regisseurin Céline Sciamma mischt in diesem stimmungsvollen Film grossartige Bilder der wilden Küste der Bretagne mit wogenden Gefühlen und aufkommenden feministischen Gedanken. Als wären wir selbst die Künstlerin, beobachten wir Héloïses Bewegungen, freuen uns über das erste, so schwerfallende Lächeln, folgen dem Pinsel, der jede ihrer Kurven liebkost und können unseren Blick nicht abwenden. Ein Meisterwerk der Sinnlichkeit.

Tipp: Schon acht Jahre vor diesem Film lieferte Céline Sciammas «Tomboy» einen spannenden Blick auf die traditionellen Geschlechterrollen und wie sie non-binäre oder transgender Identitäten ausgrenzen können.

2. «Moonlight» (2016)

Darum geht's: Chiron ist ein junger schwarzen Mann, der in den harten Vierteln von Miami aufwächst und mit seiner erwachenden Homosexualität ringt. In drei Kapiteln bekommen wir einen Einblick in Chirons Kindheit (Alex Hibbert), Pubertät (Ashton Sanders) und das erwachsene Leben eines jungen Mannes (Trevante Rhodes), der seine Identität sucht.

Sehenswert weil: Barry Jenkins’ Meisterwerk ist zurecht ein dreifacher Oscar-Gewinner, u.a. als bester Film. Diese sensible, bewegende und brillant erzählte Geschichte liefert einen Einblick in die Schwierigkeiten eines jungen Mannes, der seine Sexualität und Identität erforscht, ein Leben, das von Hollywood sonst gerne übersehen wird. Auf keinen Fall verpassen!

3. «Messidor» (1979)

Darum geht's: Jeanne (Clémentine Amouroux), eine Studentin aus Genf, macht sich per Anhalter auf den Weg aufs Land, wo sie die Verkäuferin Marie (Catherine Rétoré) kennenlernt. Aber die sorglose Unbeschwertheit der jungen Frauen stösst im konservativen Schweizer Umfeld auf Widerstand.

Sehenswert weil: Sommer, Alpen, sexuelle Nötigung und eine Schweizer Offizierswaffe. Für den helvetischen Regisseur Alain Tanner das perfekte Setting für ein queeres Roadmovie. Tanners Film nahm nicht nur die Jugendunruhen der 80er-Jahre vorweg, er dokumentiert mit Präzision die Engstirnigkeit und Angst, die das Anderssein unter vielen Schweizer:innen hervorruft. Dank der Protagonistinnen und Ähnlichkeiten der Geschichte wird gerne spekuliert, dass «Messidor» die Vorlage für Ridley Scotts «Thelma & Louise» sein könnte.

4. «Nimona» (2020)

Darum geht's: Dem Ritter Boldheart wird ein Verbrechen untergejubelt, das er nicht begangen hat. Die einzige Person, die ihm helfen kann, seine Unschuld zu beweisen, ist Nimona, eine schelmische Figur im Teenageralter, die auch auf magische Weise ihre Gestalt ändern kann. Doch dem Ritter Boldheart wurde die Aufgabe erteilt, Nimona zu zerstören.

Sehenswert weil: «Nimona» ist ein Unikum unter animierten Filmen, denn er bringt einem Familienpublikum die Message der queeren Liebe, Freundschaft und Akzeptanz näher. «Nimona» spielt in einer traditionellen Märchenwelt, wo die Ritter Boldheart und Goldenloin eine romantische Beziehung haben und Nimona transgender und non-binäre Identitäten repräsentiert. Dass dieser Film, nach 10 langen Jahren in der Schwebe, schliesslich vom Hollywoods Studiosystem grünes Licht bekommen hat und sogar für den Oscar als bester animierter Film nominiert war, lässt auf mehr queere Inhalte in animierten Filmen hoffen.

5. «Glücklich vereint» (1997)

Darum geht's: Ho Po-wing (Leslie Cheung) und Lai Yiu-fai (Tony Chiu Wai Leung) sind ein Paar und ziehen von Hong Kong nach Argentinien. Dort können sich die zwei Asiaten aber, nicht nur ihrer Sexualität wegen, schlecht einleben. Die beiden trennen und versöhnen sich ständig, bis die explosive Beziehung für einen der Partner zu viel wird.

Sehenswert weil: Der Titel trügt natürlich. Dieser Films des Hong-Kong-Regisseurs Kar-Wei Wong, der als Vorreiter des New Queer Cinema der 90er-Jahre betrachtet wird, ist ein tragisches Melodrama über eine toxische Beziehung. Stimmungsvolle schwarz-weiss Bilder spiegeln das emotionale Chaos des Paares wider und lassen den Film gleichzeitig modern und Vintage wirken. Spannendes Kino, für das Kar-Wei Wong am Filmfestival in Cannes als bester Regisseur ausgezeichnet wurde.

6. «Bound - Gefesselt» (1996)

Darum geht's: Als die Handwerkerin Corky (Gina Gershon) angeheuert wird, eine Wohnung zu renovieren, lernt sie die im selben Gebäude lebende Violet (Jennifer Tilly) kennen und kurz darauf auch lieben. Ihre leidenschaftliche Beziehung gipfelt in einem Plan, Violets Freund Caesar (Joe Pantoliano), ein Mitglied der Mafia, um 2 Millionen Dollar zu erleichtern und damit ein neues Leben anzufangen.

Sehenswert weil: Bevor Lana und Lilly Wachowski, beide Filmschaffenden sind trans, mit «The Matrix» massenkompatiblen Erfolg fanden, haben sie mit ihrem Erstling «Bound» die sozialkritischen Grenzen getestet. Während die 90er-Jahre einiges an gleichgeschlechtlichen Romanzen boten, zeigten viele lesbische Akte als Werkzeuge der Manipulation oder zur männlichen Gratifikation. Homosexuelle und feministische Aktivist:innen protestierten damals gegen Filme wie «Basic Instinct», die Queerness als Geisteskrankheit abtaten. Die Filmschaffenden von «Bound» beweisen ihr Talent schon hier mit erotischen Szenen, die sich nicht nur auf Sex, sondern bisweilen nur auf die Hände beschränken, bevor sich das Liebespaar in einem Amoklauf verheddert.

7. «Fire Island» (2022)

Darum geht's: Eine clevere, moderne RomCom, geschrieben vom amerikanischen Komiker Joel Kim Booster, der von Jane Austens Roman «Stolz und Vorurteil» inspiriert wurde. Die Gay Community von New York macht jedes Jahr eine Woche lang auf der Insel Fire Island Urlaub. Während all seine Freunde ausschweifende Partys feiern, fühlt sich der scheue Howie (Bowen Yang) etwas fehl am Platz und seine Gefühle bessern sich durch die urteilenden Blicke und Worte von Will (Conrad Ricamora als Mr. Darcy Figur) auch nicht.

Sehenswert weil: «Fire Island» ist charmant, witzig und enorm unterhaltsam. Aber wie in Jane Austens Roman ist auch in «Fire Island» vieles tiefgründiger als es zunächst scheint, z.B. wenn der Film Themen wie Rassismus, Klassendenken und Schlankheitswahn aufnimmt. Gute Unterhaltung mit Tiefgang.

Tipp: Auf einer ähnliche Schiene wie «Fire Island» fährt auch «Bottoms», eine witzige Komödie über zwei queere High-School-Schülerinnen (Ayo Edebiri aus der Serie «The Bear» und Rachel Sennott), die einen Fight Club gründen, um vor Abschluss der Schule ihre Jungfräulichkeit zu verlieren.

8. «Eine fantastische Frau» (2017)

Darum geht's: Die trans Frau Marina (Daniela Vega) verliert unerwartet ihren Partner Orlando (Franciso Reyes) und wird danach mit Vorurteilen konfrontiert. Zwischen der Wut, die sie von seiner Familie zu spüren bekommt und der Sturheit der Behörden, mit denen sie sich auseinandersetzen muss, bleibt für Marina kaum Zeit, zu trauern.

Sehenswert weil: Der Spielfilm des chilenischen Regisseurs Sebastián Lelio spielt in einem Land, das noch immer von Diktatur und Katholizismus geprägt wird. Der Regisseur zeichnet deshalb bewusst in Extremen und braucht wenig Grautöne, um seine Sicht darzulegen. Der Film wurde 2018 mit dem Oscar als bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet.

9. «Rent» (2005)

Darum geht's: Angesetzt im New York der späten 80er-Jahre folgt die Geschichte mehreren queeren Paaren im Kunstmilieu des Greenwich Village. Darunter sind der Professor Tom (Jesse L. Martin) und die Drag Queen Angel (Wilson Heredia), eine Figur, die heute eher als transgender oder queer gesehen wird, und Maureen (Idina Menzel) und Joanne (Tracy Thoms), ein lesbisches Paar. «Rent» beschreibt ihre Probleme mit Sexualität, Drogen und Armut im Schatten der überwältigenden AIDS-Epidemie, der mehrere Figuren dieser Geschichte zum Opfer fallen.

Sehenswert weil: Jonathan Larsons Musical, das auf der Oper «La Bohème» basiert, gehört seit der Premiere 1996 zu den Favoriten von Publikum und Kritiker:innen und wurde mit dem Pulitzer Preis und mehreren Tony Awards ausgezeichnet. Diese Filmadaption von Chris Columbus fand weniger Lob, obwohl einige der Hauptdarsteller:innen zur Originalbesetzung des Broadway-Musicals gehörten. Der Film hat seither unter Fans des Genres eine eingeschworene Fangemeinde gefunden.

10. «Brokeback Mountain» (2005)

Darum geht's: In Wyoming treffen sich der Rodeo-Reiter Jack (Jake Gyllenhaal) und der Farmhelfer Ennis (Heath Ledger), die im Sommer 1963 eine Herde Schafe hüten und miteinander eine körperliche und emotionale Beziehung eingehen. Obwohl beide Männer im Laufe der Jahre Frauen heiraten, halten sie ihre Romanze aufrecht.

Sehenswert weil: «Brokeback Mountain» beschreibt eine verbotene Liebe. Der taiwanesische Regisseur Ang Lee hat einen der wichtigsten Filme des Genres der queeren Romanze geschaffen, indem er ein Hollywoodstudio davon überzeugt hat, einen schwulen Cowboyfilm mit zwei Top-Schauspielern zu produzieren. Das Risiko hat sich gelohnt. Der Film war für acht Oscars nominiert, darunter auch als bester Film und gewann drei, auch den für Ang Lee als bester Regisseur.

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