Critique22. April 2020 Michelle Knoblauch
Netflix-Kritik: «Familie Willoughby»: «Mary Poppins» trifft auf «Charlie und die Schokoladenfabrik»
Netflix präsentiert mit «Familie Willoughby» eine erfrischende und schön animierte Komödie um vier Geschwister, die gemeinsam einen Plan schmieden, um sich ihrer lieblosen Eltern zu entledigen.
Die ehrwürdigen Vorfahren der Familie Willoughby zeichneten sich durch ihre prachtvollen Schnurrbärte und ihr kraftvoll leuchtendes Haar aus. Heute ist von der ehemals vorhandenen Würde und den Schnurrbärten nicht mehr viel übrig: Vater und Mutter Willoughby sind vor allem damit beschäftigt, ihre vier unerwünschten Kinder von sich fernzuhalten.
Während Tim, der älteste Sohn der eigenartigen Familie, davon träumt, eines Tages die glorreichen Zeiten seiner Ahnen wieder auferstehen zu lassen, dämmert es seiner Schwester Jane, dass dies mit ihren Eltern wohl nicht möglich sein wird.
Gemeinsam mit dem jüngsten Nachwuchs der Familie, den Zwillingen mit dem Namen “Barnabys”, verfolgen sie den Plan, sich ihrer Eltern zu entledigen und so eine Verwaisung herbeizuführen. Mit von der Partie ist auch eine herzliche Nanny, die die Kinder bei ihrem Abenteuer begleitet und ihnen in so manchem Moment aus der Patsche hilft.
Die Geschichte der Familie Willoughby, von deren prunkvollen Glanz heute nicht mehr viel übrig geblieben ist, wird dem Zuschauer von einer zynischen blauen Katze erzählt, der im Original niemand Geringeres als der britische Comedian Ricky Gervais die Stimme leiht. Diese weist schon zu Beginn darauf hin, dass es sich bei dem Abenteuer der Willoughbys nicht um eine gute, alte Familiengeschichte dreht, in der es am Ende zu einem gemeinsamen Happyend kommt – jedenfalls nicht auf den ersten Blick.
Durch ein Waisenbaby, das in einem Schuhkarton vor dem Haus der Familie liegt, finden die Ereignisse und Probleme ihren Anfang. Als die Zweitälteste Jane (Alessia Cara) das Baby findet und bei sich aufnimmt, ist Tim (Will Forte) klar, dass sie mit dieser Tat die Eltern noch weiter gegen sich aufbringen. Und es kommt, wie es kommen muss: Als diese herausfinden, dass ein weiteres Kind in ihrem Haus lebt, werfen sie ihre vier eigenen Kinder aus dem Haus, um endlich Ruhe von all dem Nachwuchs zu haben.
«Familie Willoughby» begeistert als skurrile animierte Komödie mit überzeichneten Figuren sowie einem erfrischenden Stil und zeigt eine schöne Idee von Familie und Nähe. Das Familienbild, das sie zeichnet, hebt sich von anderen Filmen seiner Art aber auch deutlich ab: Es wird explizit gezeigt, dass nicht jedes Kind in einem behüteten Zuhause voller Liebe und Wärme aufwächst, und man manchmal etwas zurücklassen muss, das einem nicht gut tut – eine unglaublich offene und ehrliche Erkenntnis, die man so selten in einem Familienfilm zu sehen bekommt.
Nachdem Netflix im vergangenen Dezember mit dem Trickfilm «Klaus» einen Hit gelandet hat, präsentiert der Streaming-Dienst mit «Familie Willoughby», dem neuen Spielfilm von Kris Pearn, nun ein weiteres Highlight aus dem Bereich Animation. Eine tragische und entzückende Geschichte von vier Geschwistern, die versuchen, vor ihren abscheulichen Eltern und der Vernachlässigung zu fliehen, wird durch eine hervorragende Animation aufgearbeitet.
Auf ironische Art und Weise werden dem Film Elemente aus altbekannten Familienfilmen wie «Marry Poppins» und «Charlie und die Schokoladenfabrik» beigemischt, um dann von einer zynischen Katze erzählt zu werden. Ein herzerwärmendes, mit schwarzem Humor durchzogenes Plädoyer dafür, Familie an den Orten und mit den Menschen zu gestalten, die einen glücklich machen.
3.5 von 5 ★
Familie Willoughby ist ab dem 24. April 2020 auf Netflix verfügbar.
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