Critique1. Februar 2022 Cineman Redaktion
Netflix-Kritik «The Woman in the House»: Die Frau am Fenster
Eine Parodie auf ein spezifisches Filmgenre über problembeladene Vorstädterinnen, die aus dem Fenster schauen und ein Verbrechen beobachten. Eine Miniserie mit der talentierten Komikerin Kristen Bell, die aber deren ausgeleierte Witze auch nicht besser machen kann.
Serienkritik von Gaby Tscharner Patao
Anna Whitaker (Kristen Bell) hat wenig, wofür es sich zu leben lohnt. Vor drei Jahren erlitt ihre Tochter (Appy Pratt) einen grausamen Tod, was ihre Ehe mit dem forensischen Psychiater Douglas (Michael Ealy) nicht überlebte. Heute verbringt sie ihre Tage aus dem Fenster starrend, ständig mit einem Glas Wein in der Hand.
Die Mini-Serie ist eine Parodie auf Filme wie «Girl on the Train», «The Woman in the Window» oder «The Undoing».
Als der gut-aussehende Witwer Neil (Tom Riley) und seine Tochter Emma (Samsara Leela Yett) gegenüber einziehen, stellt sich Anna mit ihnen einen neuen Anfang vor. Das heisst, bis sie Zeugin eines Mordes in Neils Wohnzimmer wird. Oder war alles nur eine Halluzination von Wein und Antidepressiva hervorgerufen?
Die Mini-Serie mit dem Ellen-langen Titel «The Woman in the House across the Street from the Girl in the Window» ist eine Parodie auf Filme wie «Girl on the Train» (Netflix), «The Woman in the Window» (Netflix-Kritik, Netflix) oder TV-Serien wie «The Undoing» (Sky-Kritik, Sky Show), die ein Verbrechen durch die Augen scheinbar neurotischer Frauen sehen, die von ihrer Umwelt in den Wahnsinn getrieben werden. Wir vermuten zwar von Anfang an, dass etwas hier nicht ganz stimmt. Der Handwerker verbringt unendlich lange Tage damit, Annas Briefkasten zu reparieren, die Nachbarin ist viel zu neugierig und etwas Seltsames lebt definitiv auf Annas Dachboden. Aber nach dem Tod ihrer Tochter hat sich Anna von der Aussenwelt abgeschottet. Sie liest Krimis, trinkt viel zu viel Wein, den sie oft mit Medikamenten mischt, und das alles wird ihr zum Verhängnis, als sie im Nachbarhaus einen Mord beobachtet. Niemand glaubt ihr, aber Anna will beweisen, dass sie nicht verrückt ist.
...spätestens seit «The Good Place» weiss die Welt, dass Bell das Telefonbuch lesen und uns damit zum Lachen bringen könnte.
«The Woman In The House...» folgt einem derzeit populären Trend, den TV-Serien wie «Nur Morde im Gebäude» mit Selena Gomez auf Disney Plus oder Apple TVs «The Afterparty» (Apple-TV-Kritik, Apple TV) erfolgreich gesetzt haben. Diese Shows machen sich gekonnt über ein gewisses Filmgenre lustig, wie das die «Scream» Filme schon seit Jahrzehnten machen. Die Latte liegt also hoch, nur, «The Woman In The House...» kommt nicht annähernd an sie heran. Die Autoren Rachel Ramras, Hugh Davidson und Larry Dorf, bekannt als die Schöpfer und Stars der TV-Serie «Nobodies», haben zwar Erfahrung als Parodisten, vergreifen sich mit «The Woman In The House...» aber im Ton. Als Krimi ist die Miniserie zu lächerlich und als Parodie ist sie nicht lustig genug. Wäre die Comedy-Königin Kristen Bell nicht so gut darin, auch die langweiligsten Witze clever rüberzubringen, fiele die Serie völlig flach. Das Autorentrio hat eine Vorliebe dafür, seine Witze unendlich zu wiederholen, als würden sie dadurch besser. Aber spätestens seit «The Good Place» (Amazon Prime) weiss die Welt, dass Bell das Telefonbuch lesen und uns damit zum Lachen bringen könnte.
«The Woman in the House...» übernimmt die Klischees und Bildsprache des Genres, das es auf die Schippe nimmt, ohne erkennbar zu versuchen, die Formel aufzurütteln oder einen Kommentar über die Popularität dieser Filme zu machen. Weshalb tun wir uns so schwer mit einsamen, trauernden Frauen und was macht sie so unglaubwürdig? Wer Kristen Bell Mordfälle lösen sehen will, ist besser beraten, sich die erfolgreiche TV-Serie «Veronica Mars» anzusehen.
2,5 von 5 ★
«The Woman in the House» ist ab sofort auf Netflix verfügbar.
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