Critique20. August 2020 Irina Blum
Netflix-Serie «Biohackers» mit Luna Wedler: Wenn Forschung Grenzen überschreitet
Genmanipulation und die damit verbundenen Risiken dienen als Aufhänger der bereits für April 2020 angekündigten, im Zuge der Corona-Krise allerdings kurzfristig verschobenen Netflix-Serie «Biohackers», die den Schweizer Shooting-Star Luna Wedler («Blue My Mind») in der Rolle einer Medizinstudentin mit besonderen Interesse für eine skrupellose Wissenschaftlerin zeigt.
Serien-Kritik von Christopher Diekhaus
Den Horizont erweitern. Neue Freunde finden. Die Weichen für eine erfolgreiche berufliche Zukunft stellen. Für viele junge Menschen ist der Beginn des Studiums ein Schritt aus der eigenen Komfortzone. Nicht wenige verlassen zum ersten Mal ihr Elternhaus und müssen sich an eine unbekannte Umgebung gewöhnen, die für die nächsten Jahre ihr Mittelpunkt sein wird.
In der von Christian Ditter («How to Be Single», «Love, Rosie – Für immer vielleicht») kreierten sechsteiligen deutschen Netflix-Produktion «Biohackers» schlägt Mia (Luna Wedler) ihre Zelte im idyllischen Freiburg auf, um an der hiesigen Universität Medizin zu studieren.
Angetan hat es ihr vor allem die erfolgreiche Professorin und Unternehmerin Tanja Lorenz (Jessica Schwarz), die auf dem Gebiet der synthetischen Biologie als Koryphäe gilt. Schon nach der ersten Vorlesung sucht Mia die Nähe ihres Kommilitonen Jasper (Adrian Julius Tillmann), der als Hilfskraft für Lorenz arbeitet und daher tiefen Einblick in ihre Forschung hat.
Was anfangs niemand ahnt: Die frischgebackene Studentin verfolgt keinen ehrgeizigen Karriereplan, sondern wird von einem persönlichen Trauma angetrieben. Mia will in den engsten Kreis der Wissenschaftlerin vordringen, weil diese mit ihrer schmerzhaften Familiengeschichte verbunden ist.
«Biohackers» schafft es in einzelnen Momenten, Nervenkitzel zu produzieren.
Dass die Hauptfigur eine geheime Agenda verfolgt, kann man getrost verraten. Immerhin legt Serienschöpfer Ditter bereits in der ersten Folge unmissverständliche Hinweise aus, die dem Geschehen einen Racheimpuls geben. Was genau Mia vorhat, bleibt zunächst im Dunkeln.
Offenkundig ist jedoch, dass sie Lorenz für die Ereignisse der Vergangenheit zur Rechenschaft ziehen will. Spannung soll vor allem aus ihrem Vordringen in den innersten Zirkel der Professorin entstehen, wobei die Neustudentin verblüffend schnell Erfolge feiert. Zwischen ihr und Jasper knistert es gleich gewaltig. Und als Erstsemester muss sie erstaunlich wenige Hürden meistern, um Zugang zu Lorenz zu bekommen.
«Biohackers» schafft es in einzelnen Momenten, Nervenkitzel zu produzieren. Beispielsweise dann, als Mia die luxuriöse Hightech-Villa der Genexpertin durchforstet. Kontinuierlich fesselnde Thriller-Unterhaltung bietet die Netflix-Serie allerdings nicht – auch, weil einige Vorausblicke allzu deutlich unterstreichen, wie die Situation ausser Kontrolle geraten wird.
Luna Wedler, die zu den talentiertesten Nachwuchsdarstellerinnen im deutschsprachigen Raum zählt, trumpft einmal mehr mit Präsenz und Authentizität auf und verleiht der Protagonistin die notwendige Entschlossenheit. An ihr liegt es keineswegs, dass die Serie einen schludrigen Eindruck hinterlässt.
Es liegt keineswegs an der talentierten Luna Wedler, dass die Serie einen schludrigen Eindruck hinterlässt.
Immer wieder ist vom Eingriff in das menschliche Erbgut die Rede. Oft werfen die Figuren aber bloss Allgemeinplätze in den Raum. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Chancen und den Gefahren des sogenannten Biohackings stossen die Macher in den ersten vier Episoden, die dieser Kritik zugrunde liegen, leider nicht an. Bleibt zu hoffen, dass sich der Wind in den beiden abschliessenden Folgen dreht.
3 von 5 ★
«Biohackers» ist ab sofort auf Netflix verfügbar.
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