Prime Video Kritik: «The Horror of Dolores Roach»: Eine Horrorgeschichte mit Suchtpotenzial

Unheimlich und köstlich: Die Serie «The Horror of Dolores Roach» ist ein besonderer Leckerbissen für Horrorfans mit einem Sinn für makaberen Humor. Die Serie, die bei Prime Video zu sehen ist, bietet ein kluges Drehbuch, einen aussergewöhnlichen Cast und Spannung ohne Ende. Wir verraten dir, was dich erwartet.

von Maxime Maynard

Mitte der 2000er-Jahre in Washington Heights, Manhattan: Dolores Roach lebt seit fünf Jahren mit ihrer grossen Liebe zusammen, dem Drogenhändler Dominique. Diese Beziehung wird jäh von der Polizei unterbrochen, die die junge Frau ins Gefängnis wirft. 16 Jahre später bekommt Dolores endlich ihre Freiheit zurück. In der Hoffnung, ihren Liebsten wiederzusehen, kehrt sie in ihr altes Viertel zurück. Doch Dominique ist unauffindbar und Washington Heights hat sich unter dem Einfluss der Gentrifizierung verändert. Ihr einziger Trost ist das Empanadas-Restaurant von Luis, einem alten Bekannten, bei dem sie sich eine Zeit lang niederlassen kann. Um wieder auf die Beine zu kommen, beginnt Dolores, Massagen anzubieten. Doch ihre magischen Hände können auch gefährliche Waffen sein, und langsam zieht der Tod über das Viertel.

«The Horror of Dolores Roach» war zuerst eine One-Woman-Show aus dem Jahr 2015 namens «Empanada Loca», die Aaron Mark für die panamaische Schauspielerin Daphne Rubin-Vega – die durch ihren Auftritt im Kultmusical «Rent» am Broadway berühmt wurde – schrieb und inszenierte. 2018 spielte sie die Rolle erneut für einen zwei Staffeln umfassenden Podcast, der ein echter Erfolg auf der Audioplattform Spotify wurde. Angesichts eines solchen Hypes war die weitere Adaption des Stoffes vorprogrammiert und die Serienversion landet jetzt zu unserer Freude – und unserem Horror – auf Prime Video.

Die Inspiration ist offensichtlich – denn im Laufe der Handlung entfaltet sich eine Geschichte, die sich an den kultigen Volkshelden Sweeney Todd anlehnt, dessen Geschichte in einer Musical-Adaption 2007 unter der Regie von Tim Burton den Weg auf die Kinoleinwand gefunden hatte. Für Dolores gibt es keinen Friseur-, sondern einen Massagesalon, keine Fleischpasteten, sondern Empanadas. Und mit Hilfe ihres Freundes Luis bereitet sie ein herrlich abstossendes Menü zu. Die düstere und morbide Geschichte wurde von Blumhouse Productions produziert, der Firma von Jason Blum, der für eine Reihe erfolgreicher Horrorfilme wie «Get Out», «Insidious» oder «Paranormal Activity» verantwortlich ist.

In der Titelrolle ersetzt Justina Machado, die in der Kultserie «Six Feet Under» und im Remake der Sitcom «One Day at a Time» zu sehen war, Daphne Rubin-Vega und macht ihre Sache ausserordentlich gut. Ihr intensives Spiel ist beeindruckend. Für die Darstellung eines starken, aber gequälten Charakters setzt die Schauspielerin ihr ganzes komödiantisches, dramatisches und gruseliges Talent ein und sprengt in jeder Szene den Bildschirm. An ihrer Seite jongliert Alejandro Hernandez gekonnt mit den vielen Facetten der verstörenden Persönlichkeit seines Charakters. Für einige Episoden gesellt sich ausserdem die Sängerin Cyndie Lauper für einen kurzen, aber unterhaltsamen Auftritt zu ihnen.

Dabei macht auch die übrige Besetzung in dieser witzigen, schockierenden, berührenden und düsteren Serie jede Menge Spass. Die Spannung wird durch einen beklemmenden Soundtrack verstärkt, der von Garrett Gonzales und Siddhartha Khosla komponiert wurde – letzterer war 2022 für seine Musik für die köstliche Serie «Only Murders in the Building» für den Emmy nominiert worden. Während Kenner des Genres den visuellen Horror sicherlich als etwas zaghaft empfinden, dürften die wenigen Gore-Momente trotzdem so manchen abschrecken. «The Horror of Dolores Roach» ist aber trotz kleinerer Schwächen eine süchtig machende Serie, die durch ihr intelligentes Drehbuch jede Sekunde in Atem hält.

4 von 5 ★

«The Horror of Dolores Roach» ist seit dem 07. Juli auf Prime Video zu sehen.