Critique12. September 2023

Venedig 2023: «Ferrari»: Ein erfolgreiches Comeback für Michael Mann?

Venedig 2023: «Ferrari»: Ein erfolgreiches Comeback für Michael Mann?
© La Biennale di Venezia

Der Regisseur Michael Mann, der nach mehrjähriger Abwesenheit ins Kino zurückkehrt, stellt auf dem Filmfestival von Venedig endlich sein langjähriges Projekt vor, das die Geschichte des berühmten Autobauers Enzo Ferrari erzählt und die Ereignisse des Sommers 1957 in den Mittelpunkt rückt.

Venedig 2023: «Ferrari»: Ein erfolgreiches Comeback für Michael Mann?

Michael Mann | 130 min.

Ein Text von Damien Brodard

Enzo Ferrari (Adam Driver) droht der Bankrott seines Unternehmens, während er sein chaotisches Eheleben in den Griff bekommen muss. Zwischen häufigen Streitereien mit seiner Frau Laura (Penélope Cruz) und gelegentlichen Besuchen bei seiner Geliebten Lina Lardi (Shailene Woodley) versucht Ferrari, sein Imperium am Leben zu erhalten, indem er seine Mannschaft an der Mille Miglia teilnehmen lässt.

Der Regisseur Michael Mann war seit der eisigen Reaktion auf seinen Thriller «Blackhat» (2015) nicht mehr in den Kinosälen zu sehen. Nun kehrt er im Alter von 80 Jahren mit einem Biopic zurück, das Beziehungsintrigen, wirtschaftliche Herausforderungen und Autorennen miteinander verbindet, und erinnert eindrucksvoll an seinen Status als talentierter Künstler, ohne jedoch das Niveau seiner früheren grossen Werke zu erreichen. Abgesehen von einigen gelungenen visuellen Ideen wie der Verwendung von Dolly-Shots, die die Geschwindigkeit unterstreichen, hat Manns Inszenierung leider Schwierigkeiten, richtig in Fahrt zu kommen, obwohl sein kontrollierter Stil keineswegs ein Nachteil ist.

«Ferrari» zeichnet sich vor allem durch seine Montage aus. Durch die Verknüpfung von Ferraris persönlichen Problemen mit den Herausforderungen in seinem Unternehmen verleiht der Schnitt den Entscheidungen und dem Weg des Protagonisten eine angemessene Bandbreite. Natürlich sorgt der Schnitt auch für einen Adrenalinschub bei den Rennen, die durch das Dröhnen der Motoren und das Quietschen der Reifen besonders beeindruckend sind.

Bei Biopics geht es oft darum, dass die Darsteller um jeden Preis sensationell und einprägsam wirken müssen. Im Gegensatz zu «House of Gucci» (2021) sind die übertriebenen Akzente und die bombastischen Darbietungen hier passé. In der Titelrolle liefert Adam Driver eine solide Leistung ab und verkörpert den unerbittlichen und stoischen Ex-Rennfahrer weitaus nüchterner als sonst – vielleicht sogar bis zur Ermüdung. Der amerikanische Schauspieler kann sich jedoch auf die stets tadellose Penélope Cruz verlassen, die ihm den Rücken freihält. Shailene Woodley hat allerdings nur wenig Raum, um in einer Rolle zu glänzen, die zu sehr im Hintergrund bleibt, um wirklich bemerkenswert zu sein.

Insgesamt ist der Film mit vielen kleinen Mängeln behaftet, die, zusammengenommen, diesen Ferrari ausbremsen. Dazu gehören die zwar wenigen, aber ziemlich misslungenen digitalen Effekte, die überraschend lachhafte Darstellung der meisten Unfälle oder auch die Handlung, die trotz eines insgesamt gelungenen Drehbuchs manchmal Mühe hat, zu fesseln. Nach so vielen Jahren fernab der Kinosäle hoffte man auf ein donnerndes Comeback: Das ist zwar nicht der Fall, aber angesichts seiner unbestreitbaren Qualitäten ist Manns zwölfter Film eindeutig einen Blick wert.

3,5 von 5 ★

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