Critique4. September 2024 Cineman Redaktion
Venedig 2024: «Maria»: Diva hoch 2
Zum dritten Mal nach «Jackie» und «Spencer» widmet sich Regisseur Pablo Larraín in «Maria» dem Leben einer weltberühmten Ikone. Als Maria Callas bringt sich Angelina Jolie dabei für eine Oscar-Nominierung ins Spiel.
«Maria»: Diva hoch 2
Pablo Larraín | 123 min.
Ein Text von Patrick Heidmann
Für glamouröse Diven ist das Filmfestival in Venedig genau der richtige Ort, und das gilt nicht nur für den von Fotograf:innen gesäumten roten Teppich vor dem Palazzo del Cinema. Auch auf der Leinwand gilt es am Lido weibliche Superstars zu bewundern – und das ist bei Pablo Larraíns «Maria» gleich in doppelter Hinsicht der Fall. Denn darin spielt Oscar-Gewinnerin Angelina Jolie die Opern-Legende Maria Callas.
Bereits zweimal hat der chilenische Regisseur in Venedig Filme präsentiert, die sich den Biografien berühmter Frauen widmen, erst «Jackie» über Jacqueline Kennedy und dann «Spencer» über Prinzessin Diana. Mit «Maria» vollendet er nun seine inoffizielle Trilogie und nimmt abermals die Enge und Zwänge des goldenen Käfigs unter die Lupe, der sich aus den Nebenwirkungen des Weltruhms und den Konventionen des Patriarchats um die Ausnahmesängerin aufgebaut hatte.
Erneut geht es Larraín weder um ein klassisches Biopic noch um unbedingte historische Korrektheit, weswegen er ausgehend von den letzten Tagen vor ihrem Tod 1977 immer wieder hin- und her springt im Leben der Callas und verbriefte, teilweise ikonische Momente mit Erinnerungen und Visionen seiner Protagonistin verbindet. Verglichen mit den Vorgängerfilmen geht er dabei ein wenig konventioneller und gefälliger vor, gibt sich dem dramatischen Pathos der Oper hin statt – musikalisch oder anderweitig – zu konterkarieren und rüttelt kaum am etablierten Mythos.
Dem komplexen, ungemein spannenden Leben Callas‘ wird der Film nicht unbedingt gerecht, dafür reduziert er sie zu sehr auf ihre am Ende schwindende Stimme und die langjährige Beziehung zu Aristoteles Onassis. Und dass Jolie, der man dankenswerterweise keine künstliche Nase verpasst hat, nie ganz hinter der Figur verschwindet, mag den einen oder die andere stören. Mitunter gerät ihre Darstellung, gerade in Kombination mit den oft bedeutungsschwangeren Dialogen, etwas theatral, was ausgerechnet bei dieser Lebensgeschichte aber nicht unpassend ist. Zumal Larraín und Drehbuchautor Steven Knight auch Raum für Anflüge von Humor lassen.
4 von 5 ★
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