Artikel15. März 2024

Berufe im Film – Zu Besuch bei der Filmkomponistin Céline Fankhauser

Berufe im Film – Zu Besuch bei der Filmkomponistin Céline Fankhauser
© Imagique

Harmonie von Bild und Ton – IMAGIQUE sprach mit der Filmkomponistin Céline Fankhauser über ihre Faszination für die Filmmusik. Sie hat uns Einblicke in ihre kreativen Prozesse gewährt und verraten, wie sich ihre Kindheit ohne Fernsehen auf ihren Werdegang ausgewirkt hat.

Ihre Liebe zur Filmmusik entdeckte Céline Fankhauser bereits in ihrer Kindheit. Sie wuchs ohne Fernseher auf und so entwickelte sie schon in jungen Jahren eine besondere Faszination für die Filme, die sie im Kino auf der Grossleinwand entdeckte. «Der Sound im Kino sei einfach mega krass gewesen», so die Filmkomponistin. Hinzu kommt, dass sie als Geräteturnerin während der Trainings oft Filmmusik hörte.

Die Idee der Musik zum Bild habe ihr sehr gefallen und sie begann auf dem Klavier Mr. Bean-Videos zu vertonen. Die Klänge mit dem Metronom perfekt auf die Bilder, auf den Schnitt und auf die Bewegungen abzustimmen wurde zu ihrem Hobby. Für ihre Maturaarbeit habe sie zum ersten Mal etwas Eigenes komponiert: Mit einem Orchester hat sie eine Filmszene vertont und gemerkt, dass sie dafür ein Talent hat.

Daraufhin hat sie sich am Pre-College-Programm der ZHDK (Zürcher Hochschule der Künste) eingeschrieben, nachdem sie ursprünglich Klavier studieren wollte. Sie schloss ihr Studium mit einem Bachelor und später mit einem Master in Komposition für Film, Theater und Medien ab.




Inspiration durch Filme und Projekte

Auf die Frage nach einem inspirierenden Film, fällt es der Komponistin schwer, einen einzigen zu nennen. Die verschiedenen Genres seien zu unterschiedlich, als dass man sie vergleichen könne. Die Filmmusik des Animationsfilms HOW TO TRAIN YOUR DRAGON höre sie immer wieder gern. Bei WHERE THE CRAWDADS SING sei das Zusammenspiel von Musik und Drehbuch sehr gelungen. Und den Dokumentarfilm OH, IT HERTZ könne sie aufgrund seines durchdachten Sounddesigns und seiner subtilen Beeinflussung des Publikums allen empfehlen. Für ihre eigene Arbeit zieht sie es jedoch vor, sich von den Charakteren oder der Geschichte des Films, den sie vertont, inspirieren zu lassen, anstatt Inspirationen in bereits existierenden Filmmusiken zu suchen.


Kreative Prozesse

Die Komposition von Filmmusik ist je nach Projekt und Phase unterschiedlich. Bei einem Animationsfilm sei es beispielsweise von grosser Bedeutung, dass die Musik gut zum Bildschnitt passe. Bei einem Dokumentarfilm wiederum sei das Verständnis der Sprache das Wichtigste. Oft stehen die Dialoge im Fokus, was einen Einfluss auf die musikalische Gestaltung habe. Um zu verstehen, was der Film auslösen will und die Musik dazu bewirken soll, sind die Gespräche mit der Regie, die idealerweise im Vorfeld stattfinden, für ihren Prozess zentral. In diese Konzeptphase investiere sie jeweils viel Zeit. Die Musik soll kein nebensächliches Element sein, sondern die Botschaft transportieren und dem Film eine Ebene hinzufügen.

Ihr kreativer Prozess beginnt oft mit der Imagination der Musik. «Ich stelle mir die Musik zuerst vor, bevor ich mich an ein Instrument wage», erklärt sie. Dies ermögliche ihr, sich nicht zu sehr auf ein bestimmtes Instrument zu beschränken. Die Musik müsse auch immer einer Idee entsprechen, die eine Person mitbringt. Sie beginnt jeweils mit Skizzen, die sie nach und nach zu Partituren ausbaut. Danach erstellt sie Demos, die sie an die Regie schickt. «Dass die Regie das erste Demo gleich freigibt, das kommt nie vor», lacht sie. In dieser Phase sei der Film oft bereits im Schnitt und so geht das Hin und Her, bei jedem Schnitt passe sie die Musik erneut an, bis alles passt. Danach layoute sie die Noten für die Musiker:innen. Bei Céline Fankhauser sind es meist Live-Instrumente, die von Musiker:innen eingespielt werden.


Ein grossartiger Film mit schwacher Musik ist für mich tatsächlich schwer zu ertragen– Céline Fankhauser

Perspektiven und Pläne für die Zukunft

Die junge Filmkomponistin hat noch viel vor. Zurzeit arbeitet sie an einem Tanzprojekt. Das Besondere an diesem Projekt ist, dass die Choreografie auf Basis der Musik entwickelt wird. Weiter hat sie sich für eine Residenz in Frankreich bei einem Festival für weibliche Komponistinnen beworben. Wenn alles gut geht, wird sie diesen Sommer während mehreren Monaten Musik für einen Stummfilm komponieren.

Kann sie einen guten Film noch geniessen, wenn die Musik dazu schlecht ist? «Ein grossartiger Film mit schwacher Musik ist für mich tatsächlich schwer zu ertragen», verrät sie uns. Wenn die Musik aber einfach nur schlecht produziert ist, sie aber die Absicht dahinter verstehe, habe sie eine Art Automatismus im Kopf, der diese Musik «in gut» umwandelt. Selbst wenn die Musik subtil ist, steht sie immer im Fokus von Célines Aufmerksamkeit.



Ein Einblick in ihre Kompositionen findest Du auf ihrer Website: celinefankhauser.ch.

Für IMAGIQUE hat sie ihre Lieblingsfilmmusik in einer Playlist zusammengestellt, die wir gerne mit euch teilen:

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