Interview16. Juli 2024

«Für mich sind menschliche Themen und Geschichten automatisch politisch» Regisseur Leon Schwitter im Interview

«Für mich sind menschliche Themen und Geschichten automatisch politisch»  Regisseur Leon Schwitter im Interview
© Leon Schwitter

Am 18. Juli startet der Film RÉDUIT in den Kinos. Im Interview spricht der Regisseur Leon Schwitter über die Bedeutung politischer Themen in seinen Filmen, die kollaborative Arbeit und wie er mit seinem Film RÉDUIT versucht, die normativen Geschlechterrollen in einer Vater-Sohn-Beziehung zu dekonstruieren.

IMAGIQUE: Du gehörst zu einer jungen Generation von Filmschaffenden. In Deinem Kurzfilm SO WEIT SO GUT geht es um den Klimawandel. Wie wichtig ist es Dir, politische und gesellschaftliche Themen in Deinen Filmen zu thematisieren?

Leon Schwitter: Filme waren schon immer von den gesellschaftlichen Realitäten und Debatten geprägt, in denen sie entstanden. Für mich sind menschliche Themen und Geschichten automatisch politisch. Unsere Welt ist heute so, weil sie durch menschliche Entscheidungen und Machtverhältnisse so geformt wurde, sprich jedes Bild eines Menschen erzählt etwas über den sozialen und politischen Kontext mit. Einen unpolitischen Film über Menschen zu machen ist dementsprechend unmöglich.


Du arbeitest, zusammen mit weiteren Filmschaffenden bei den Produktionsfirmen Sabotage Kollektiv und EXIT. Auch im Kollektiv dabei ist Lisa Gertsch, deren Film ELECTRIC FIELDS aktuell im Kino läuft. Wie unterscheidet sich die Arbeit im Kollektiv zur Arbeit in einer klassischeren Produktionsfirma?

Ich glaube der Unterschied liegt darin, dass wir allesamt eine enge Freundschaft pflegen und unser Kollektiv ein Gefäss ist, bei dem nicht nur der Zweck Filme zu produzieren im Zentrum steht, sondern auch die Produktionsmittel und die produktionellen Umstände eines jeden Projekts. Wir arbeiten mit kleinen Crews und glauben an das Prinzip des Cinéma Copain/Copine, wo die Projekte als Kollaborationen unter Freund:innen entstehen sollen.


Dein neuer Film RÉDUIT beleuchtet die komplexe Beziehung zwischen Vater und Sohn. Welche Inspirationen und persönlichen Erfahrungen haben Dich zu dieser Geschichte?

Der Film entstand aus Erfahrungen und Beobachtungen von Vater-Sohn-Beziehungen und bestehenden Geschlechterrollen, die ich noch immer wahrnahm und dekonstruieren wollte. So kollabiert die Hauptfigur Michael am Gefühl, alleine für den Schutz seines Kindes verantwortlich zu sein und schafft es nicht, seinem Sohn auf sanfte Weise Liebe zu zeigen. Er ist verunsichert und wählt den Weg der Dominanz und Gewalt, bis er daran zerbricht und beinahe seinen Sohn verliert. Mir war jedoch immer wichtig, dass Michaels Ängste auch nachvollziehbar sind. Menschen wie ihn, die nicht mehr an eine gesellschaftliche Lösung für alle unsere Probleme glauben, gibt es heutzutage leider viele. Sie haben schon aufgegeben, wenden sich ab und entscheiden sich für den Alleingang. Was das für die Personen selbst heisst und was das auch für die jeweiligen Angehörigen heissen muss, das waren die Fragen, die mich in RÉDUIT interessierten.

RÉDUIT von Leon Schwitter: Ab 18. Juli im Kino

Gewinne 3x 2 Tickets für den Movie Fight Club am 21. Juli im Kino Houdini 1 in Zürich.

Hier mitmachen Teilnahmeschluss: 18. Juli 2024.

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