Wir sprachen mit dem Regieduo Karin Bucher und Thomas Karrer über ihren Film «Kraft der Utopie – Leben mit Le Corbusier in Chandigarh». Corbusier hat vor 70 Jahren sein Lebenswerk vollendet. Chandigarh ist ein umstrittenes Gesamtkunstwerk, eine Utopie der Moderne. Der Film begleitet vier Kulturschaffende, die in der geplanten Stadt leben und reflektiert in einer atmosphärisch dichten Erzählung Le Corbusiers Erbe, utopische Stadtideen und die kulturellen Unterschiede zwischen Ost und West.
Die Architektur ist ein Thema, das dem Regieduo Karin Bucher und Thomas Karrer nah ist: Sie beschäftigen sich mit Fragen, wie wir als Menschen künftig zusammenleben wollen. Sie selbst leben in der Genossenschaft Palais Bleu in Trogen und verknüpfen da Wohnen und Arbeit am selben Ort. Ein Film wie «Kraft der Utopie» sei ein Herzensprojekt, so Karin Bucher. Diese Wohnform ermögliche ihnen mit Haut und Haar in ein Projekt einzutauchen. In Chandigarh fragten sie sich, wie ein Zusammenleben entstehen kann, welche Überlegungen sich Le Corbusier in Bezug auf die Planstadt Chandigarh gemacht hat und wie seine Visionen Realität geworden sind und nicht zuletzt auch, was wir von der Utopie Chandigarh lernen können.
«Ich bin Filmemacher und sitze eigentlich am liebsten am Schnittplatz»
Die Idee zum Film entstand, als Karin Bucher in Bangalore Szenografie unterrichtete und in einer Architekturzeitschrift auf einen Artikel über Chandigarh stiess. Wild entschlossen, mehr über diese Stadt zu erfahren, packte das Regie-Duo ihre Kamera ein, fuhr hin und fand vor Ort viele offene Türen. «Ich bin Filmemacher und sitze eigentlich am liebsten am Schnittplatz» - so Thomas Karrer. «Karin hat es geschafft, aus mir, dem Stubenhöckler, einen Weltenbummler zu machen». Die Filmemacher verbrachten insgesamt 24 Wochen in Chandigarh. "Wir waren mit der Kamera in der Stadt unterwegs, haben uns Treiben lassen, haben uns dem Flow hingegeben. So wurde und viel geschenkt". Einen Zeitplan zu erstellen und ihn genauso umsetzen zu wollen, sei nach ihrer Erfahrung in Indien praktisch unmöglich. Man muss es einfach nehmen, wie es kommt.
Da sie oft mit dem Fahrrad unterwegs waren, wurden viele Aufnahmen mit dem Handy gefilmt.
In Chandigarh sind sehr viele Religionen und Ethnien vertreten. Zu sehen, wie das Zusammenleben in einer Stadt funktioniere, in der alles gestaltet und von Grund auf konzipiert wurde, hat sie sehr berührt. Die Drehzeit in Chandigarh erlaubte ihnen, das Eintauchen in die indische Kultur und so seien viele Freundschaften entstanden, die bis heute andauern.
Im März haben Karin Bucher und Thomas Karrer den Film vor Ort in Chandigarh gezeigt. «Wir waren sehr aufgeregt» so Bucher. Es sei heikel, von aussen aus dem Westen über eine indische Stadt ein Porträt zu machen. Aber: Der Film wurde sehr positiv aufgenommen.
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