Artikel30. August 2024

Hier befiehlt IDDU – Ein Film über das Leben auf Stromboli

Hier befiehlt IDDU – Ein Film über das Leben auf Stromboli
© Filmbringer Distribution AG

Miriam Ernst und Stefano Bertacchini haben für ihren Film IDDU – RACCONTI DELL’ISOLA über mehrere Jahre hinweg Geschichten und Erfahrungen der Menschen auf der Vulkaninsel Stromboli gesammelt. Entstanden ist ein eindrucksvolles Porträt über das Leben mit dem Vulkan und die ambivalente Beziehung der Bewohner:innen zu IDDU (sizilianisch «er»), wie sie ihren Vulkan liebevoll nennen.

Stromboli, weltberühmt für seinen aktiven Vulkan, ist nicht nur ein beliebtes Ziel für Tagestourist:innen, sondern auch Heimat einer Gemeinschaft, die mit der ständigen Bedrohung eines Vulkanausbruchs lebt. Während viele Besucher:innen oft nur flüchtige Eindrücke von der Insel gewinnen, nahmen Miriam Ernst und Stefano Bertaccini eine tiefere Perspektive ein. Sechs Jahre lang besuchten sie die Bewohner:innen immer wieder und begleiten sie über vier Jahreszeiten hinweg, um ihre Rituale und Geschichten zu dokumentieren.

Diese seien sehr in sich gekehrt und es habe Zeit gebraucht, ihr Vertrauen zu gewinnen, so Miriam Ernst im Gespräch mit Jeannette Wolf nach der Weltpremeire im Kino Rex in Bern. Doch ihr tiefes Interesse an der gesamten Insel und ihrer Gemeinschaft wurde schliesslich geschätzt. «Schöne Bilder hat man auf Stromboli überall zu jeder Zeit», bemerkt Kameramann Bertacchini. Doch im Film gehe es um viel mehr als um schöne Aufnahmen, es gehe darum, die Essenz des Lebens mit dem Vulkan mit der Kamera einzufangen.

Regisseurin Miriam Ernst
© zvg

Die Einheimischen pflegen eine fast spirituelle Beziehung zu IDDU – eine Beziehung, die von Respekt, Furcht und einer tiefen Verbundenheit geprägt ist. Die Personifizierung des Vulkans helfe ihnen, mit der steten Gefahr umzugehen, erläutert Miriam Ernst. Immer wieder sprechen sie vom brodelnden Vulkan wie von einem Menschen: «Heute ist er zahm», «Gestern war er nervös». Der Inselbewohner Stefano hofft auf einen zahmen IDDU, damit seine Partnerin Valeria, die vom Festland zu ihm auf Insel gezogen ist, bei ihm bleibt. So sehr die Einheimischen Mühe haben, die Insel zu verlassen, kämpfen Zugezogene oft mit der Enge und den sehr harten Lebensbedingungen, die das Inselleben mit sich bringt. Wasser wird beispielsweise in Tanks hergebracht, was vielen Tourist:innen nicht bewusst ist. Die grossen Menschmassen, die täglich mit Booten auf die Insel gebracht werden, stellen eine Belastung für die Natur dar.

Der Vulkanausbruch von 2019 wird im Film als Wendepunkt dargestellt – eine Gelegenheit, die Perspektive zu wechseln und sich stärker um IDDU und die Natur zu kümmern sowie einen nachhaltigeren Ansatz im Tourismus zu verfolgen. Doch die Versuchung, vom schnellen Geld der Tourist:innenströme zu profitieren, bleibt gross.

IDDU – RACCONTI DELL'ISOLA ist nicht nur ein Film über eine Insel und ihre Bewohner:innen. Er ist eine Reflexion über die Macht der Natur und die Demut, die sie den Menschen abverlangt.

IDDU – RACCONTI DELL’ISOLA von Miriam Ernst läuft zurzeit in den Kinos der Deutschschweiz

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