News16. November 2023 Imagique Emm
LAS TORERAS von Jackie Brutsche – Ein Film über familiäre Tabus und Versöhnung
Jackie Brutsche ist 10 Jahre alt, als sich ihre Mutter das Leben nimmt. Fast 30 Jahre später beschliesst sie, die bisher totgeschwiegene tragische Familiengeschichte zu enträtseln und begibt sich auf die Spuren ihrer psychisch kranken Mutter. LAS TORERAS ist ein feinfühliger, persönlicher Film, der so vielschichtig ist wie das Leben und der zeigt, dass durch Zuhören und Verständnis, Heilung und Versöhnung entstehen kann.
Die multidisziplinäre Künstlerin Jackie Brutsche schöpft lange Zeit Kreativität aus ihrer tragischen Lebensgeschichte, braucht diese quasi als «Inspirationsquelle» für ihre diversen Kunstprojekte. Als sie auf die 40 zugeht und im selben Alter ist wie ihre Mutter beim Suizid, merkt sie auf einmal: So geht es nicht mehr weiter. «Die unerschlossene Geschichte hat mich plötzlich blockiert und ich merkte, dass kein Weg mehr daran vorbeiführt. Ich wollte nicht länger, die prägendste Story in meinem Leben und in meiner Kunst verbergen müssen und im Unwissen leben», erläutert Jackie Brutsche, als wir sie zum Gespräch treffen.
So beginnt Brutsche, die an der ZHDK (Zürcher Hochschule der Künste) Film studiert hat, ihre Reise in die Vergangenheit. Sie trifft sich unzählige Male mit Familienangehörigen in Spanien und in der Schweiz, um mehr über das Leben und Leiden ihrer Mutter zu erfahren. Die Familie ist entzweit und der Kontakt versandet. Auf der spanischen Seite fehlen viele Infos zum Leben ihrer Mutter Carmen in der Schweiz. Und so wird Jackie Brutsche mit einer völlig neuen Perspektive auf die Familie und heftigen, absurden Vorwürfen gegen ihren Vater konfrontiert. Ihre Onkel, die Brüder ihrer Mutter machen die «kalte und unfreundliche Schweiz» und ihren Mann – Jackies Vater – für Mutters Unglück verantwortlich. «Carmen war immer ein lustiges und aufgewecktes Mädchen. Bis sie in diese trostlose Schweiz kam und diesen Patriarchaten heiratete».
Jackie Brutsche hört zu, nimmt die Vorwürfe auf und versucht zu verstehen – ohne je zu urteilen oder Partei für ihren Vater zu ergreifen. «Ich vertraue den Zuschauer:innen, dass sie die Geschichte und die Szenen richtig einordnen und verstehen, dass es nicht die eine Wahrheit gibt, sondern das Leben vielschichtiger ist», so Brutsche. Durch das viele Zuhören und das grosse Feingefühl entsteht im Verlauf des Films Klärung und Verständnis für die jeweils andere Familienseite – und letztendlich Versöhnung.
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Kinostart: 16.11.23
LAS TORERAS gewann am diesjährigen Zürich Film Festival den Emerging Swiss Talent Award (Kritikerpreis der internationalen Jury) sowie den Preis der Katholischen Kirchen Zürichs und ist ab dem 16. November in den Deutschschweizer Kinos zu sehen.
Hier geht's zur Kritik von Cineman
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