Artikel2. Februar 2024

Unnötiger Mini-Eklat beim Schweizer Filmpreis - Wann beginnen wir endlich, im Kollektiv zu denken?

Unnötiger Mini-Eklat beim Schweizer Filmpreis - Wann beginnen wir endlich, im Kollektiv zu denken?
© Der Röstigraben (Quelle: adobe)

Ihr habt es alle mitbekommen: Der Regisseur Michael Steiner verlässt die Schweizer Filmakademie. Er kritisiert den Röstigraben und ist verärgert, weil seiner Meinung nach, die Romands nur für Filme aus der Romandie abstimmen würden. Doch muss diese Diskussion wirklich sein? Spielt es wirklich eine Rolle, aus welcher Sprachregion wieviele Filme nominiert sind? Michael Steiner kritisiert die Provinzialität des Schweizer Filmpreises. Doch ist nicht genau die Diskussion über Sprachgrenzen in unserem kleinen Land, rückständig und provinziell? Wir fragen uns: Wird es nicht langsam Zeit, den Röstigraben zu überwinden? Wann beginnen wir endlich, im Kollektiv zu denken?

In diesem Jahr sind in der Kategorie BESTER SPIELFILM nur Filme aus der Westschweiz für den Schweizer Filmpreis nominiert. Für den BESTEN DOKUMENTARFILM sind allerdings nur Filme aus der Deutschschweiz im Rennen. Michael Steiners Film EARLY BIRDS wurde nicht nominiert.

Die Diskussionen rundum die Strukturen des Schweizer Filmpreises und des Filmförderungssystems sind wichtig und bringen Raum für neue Ideen. Doch es geht doch nicht um Entweder-Oder: Deutschschweiz oder Romandie, Mainstream oder Arthouse, Glamour oder Street, Spielfilm oder Dokumentarfilm, sondern es geht um UND. Deutschweiz UND Romandie, Mainstream UND Arthouse, Glamour UND Street, Spielfilm UND Dokumentarfilm. Wir sind ein kleines Land mit einem noch kleineren Schweizer Film. Um veraltete Strukturen zu überwinden, braucht es das Kollektiv aus allen Sprachregionen und keinen Röstigraben! So feiern wir doch die kulturelle und sprachliche Diversität im Schweizer Film, bevor er durch die Zerlegung in einzelne Schubladen noch kleiner wird. Nur durch die Verbindung genau dieser Unterschiede kann er wachsen. Das Wassermann-Zeitalter, das Zeitalter der Verbundenheit und Offenheit hat begonnen. Wandel und Aufbruch sind nur im Kollektiv möglich!

Und übrigens: Die Schweizer Filmakademie umfasst 600 Persönlichkeiten aus allen Sparten der Schweizer Filmbranche - zu 73 Prozent aus der Deutschschweiz, zu 22 Prozent aus der französischsprachigen Schweiz und knapp 5 Prozent aus der italienischsprachigen Schweiz. Das zeigt, dass offensichtlich ganz viele Deutschschweizer für Filme aus der Romandie gestimmt haben.

Vielleicht schaffen wir es, uns einfach auf die Schweizer Filme zu freuen - egal ob sie aus der italeinischen, Deutsch- oder Westschweiz kommen!

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