Artikel10. April 2024

Schweizer (Ko-)Produktionen am Visions du Réel

Schweizer (Ko-)Produktionen am Visions du Réel
© Visions du Réel

Am 12. April startet die 55. Ausgabe des Dokumentarfilmfestivals "Visions du Réel". Bis zum 21. April könnt ihr 165 Filme aus 50 Ländern entdecken, darunter beeindruckende 25 Schweizer (Ko-)Produktionen. Zum zweiten Mal in Folge sind drei Schweizer Werke im internationalen Wettbewerb für Langfilme vertreten: THE SONG OF OTHERS von Vadim Jendreyko, THE LANDSCAPE AND THE FURY von Nicole Vögele und FAR WEST von Pierre-François Sauter. Die starke Präsenz von Schweizer Filmen in den verschiedenen Festivalsektionen zeigt die Vielfalt und Lebendigkeit des Schweizer Filmschaffens.

Internationaler Wettbewerb - Langfilme

The Song of Others (Das Lied der Anderen) von Vadim Jendreyko (CH)

Was ist Europa? Vadim Jendreyko bahnt sich einen Weg durch den Kontinent, auf den Spuren seiner bewegten Geschichte. Im Laufe der Reise weicht seine berechtigte Angst vor der Wiederholung der Geschichte allmählich der Hoffnung, verkörpert durch Begegnungen mit Menschen, die das dunkle Erbe wieder mit Licht erfüllt haben. Ein persönliches, eindringliches Essay.

The Landscape and the Fury (Landschaft und Wahn) von Nicole Vögele (CH)

Im bosnisch-kroatischen Grenzgebiet bei Velika Kladuša kreuzen sich die Wege von Migrantenfamilien, Minenräumern und Einheimischen. Nicole Vögele greift die Begegnungen auf, offenbart die Narben des Krieges aus den 90ern und verbindet sie mit den Flüchtenden von heute. Ein in der Erde verankerter Film, ein Kaleidoskop von Landschaften, durchwoben vom Wahn der Vergangenheit und der Gegenwart.

Far West von Pierre-François Sauter (CH-PT)

Angela und Jair wohnen in einem Fischerdorf und durchstreifen die vom Ozean gepeitschte Vulkanküste auf der Suche nach kleinen Fischen, die ihnen das Überleben sichern. Sie müssen sich mit den Touristen arrangieren, die Big Game Fishing machen und auf der Jagd nach dem Blauen Marlin sind. In fein komponierten Standbildern zeigt Pierre-François Sauter fast ohne Worte die Auswirkungen des internationalen Küstentourismus auf die Kapverden.

Nationaler Wettbewerb

Mes amis espagnols von Adrien Bordone (CH)

Die in den 1980er Jahren im schweizerischen Biel geborenen „spanischen Freunde“ des Filmemachers Adrien Bordone kehrten als Jugendliche in die Heimat ihrer Eltern zurück. Die Rückkehr in ein wenig bekanntes Land ist ein Migrationsphänomen, über das wenig gesprochen wird, das jedoch nicht ohne Schwierigkeiten abläuft. Ein liebevolles, von Zuneigung und Freundschaft geprägtes Porträt dieser Männer und ihrer Geschichten.

An Ordinary Life (Une vie ordinaire) von Alexander Kuznetsov (CH-FR-US)

Nach einigen Jahren trifft Alexander Kuznetsov die Protagonistinnen seines Films "Bref manuel de libération"(VdR 2016) wieder, die nun frei ihr Leben nach eigenen Vorstellungen gestalten können. Während er hofft, dass sie glücklich werden, begleitet er sie ohnmächtig auf ihrem Weg, der geradewegs in einen kompromisslosen Nationalismus führt. An Ordinary Life ist ein Film über Verlust und Trauer.

Muzungu von Ben Donateo & Michel Passos Zylberberg (CH)

„Vor langer Zeit waren wir ein Volk, das mit Tieren aufwuchs.“ Die Tansania-Reise der Filmemacher Ben Donateo und Michel Zylberberg beginnt mit diesen Worten sowie wunderschönen Bildern. Aus der Sicht eines Kindes, eines jungen und eines älteren Mannes wird eine Reflexion über die Verbindung zur Erde, zu den Tieren und zum Leben über verschiedene Generationen hinweg gewoben.

Brunaupark von Felix Hergert & Dominik Zietlow (CH)

Im Zürcher Brunaupark stehen Gebäude vor dem Abriss. Der Grund: Die Eigentümerin – die Pensionskasse der Credit Suisse – möchte einen neuen Gebäudekomplex errichten. Hunderte von Mietparteien fallen dieser Spekulation zum Opfer und fechten die Mietkündigung an. F. Hergert und D. Zietlow zeichnen das Porträt eines widerstandsfähigen und lebensfrohen Viertels, das sich seinem Schicksal stellt.

Valentina and the MUOSters (Valentina e i MUOStri) von Francesca Scalisi (CH-IT)

In Niscemi, Sizilien, mit seiner intensiven Landwirtschaft, seinen Bränden und den MUOS – riesigen Militärsatelliten, die das Land verunstalten – lebt die fast 30-jährige Valentina immer noch bei ihren Eltern. Als sich der Gesundheitszustand ihres Vaters verschlechtert, ist sie gezwungen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Eine zarte, emanzipatorische Geschichte, verwurzelt in einem Land, das ebenso geliebt wie geschunden wird.

didy von François-Xavier Destors & Gaël Kamilindi (CH-FR-RW)

„Didy ist überall“, sagt Gael Kamilindi zu Beginn seines Films. Doch eigentlich ist da nur eine riesige Leere. Um diese zu füllen, reist Gael in Begleitung von François-Xavier Destors nach Ruanda – auf den Spuren seiner Mutter Didy, die starb, als er fünf Jahre alt war. Erschütternde Archivaufnahmen treten in einen Dialog mit den Erinnerungen der Überlebenden und zeichnen das Porträt dieser Frau. Die Trauerarbeit beginnt.

Feu Feu Feu (Fire Fire Fire) von Pauline Jeanbourquin (CH)

Juliette hat gerade ihre Matura bestanden und möchte Hebamme werden. Auf den sozialen Netzwerken ist sie als „Junniverse“ unterwegs und kann „Brand löschen“ – eine Gabe, die sie von ihrer Grossmutter geerbt hat. Pauline Jeanbourquin filmt sie während eines Pfadi-Sommerlagers und zeichnet das nuancenreiche Porträt einer modernen „Hexe“, die gleichzeitig aussergewöhnlich und normal ist. Sie hinterfragt dabei die existenziellen Herausforderungen, die sich ihrer Generation stellen.

Sauve qui peut (Who Cares ?) von Alexe Poukine (BE-CH-FR)

Im Krankenhaus hinterfragen Pflegefachleute ihren Arbeitsalltag in von Schauspieler:innen simulierten Situationen. Das Einfühlungsvermögen muss trainiert werden, wenn es darum geht, eine Krebsdiagnose mitzuteilen oder Angehörige zu begleiten. Ebenso wie Achtsamkeit gegenüber Teammitgliedern mit Burnout. Nach seinem Film Sans frapper (VdR 2019) erforscht Alexe Poukine nun den Spitalbereich und die Symptome einer Strukturkrise.

Everything Is Temporary von Juliette Klinke (CH)

Als die Filmemacherin 2020 nach Myanmar reist, ahnt sie nicht, welche Umwälzungen bevorstehen. Die Covid-19-Epidemie und der gewaltsame Staatsstreich durch die Militärjunta werfen ihre Schatten über das Land. Doch in der Dunkelheit leuchtet ein Licht. Die 17-jährige Zuzu verfolgt unbeirrt ihren Traum von einer besseren Zukunft für ihre Mitmenschen. Ein vierhändiges Tagebuch und die Chronik einer Freundschaft.

Au Revoir Siam von Domenico Singha Pedroli (CH-FR)

Au revoir Siam inszeniert die mentale Reise eines thailändischen politischen Flüchtlings in Frankreich. Der Regisseur Domenico Singha Pedroli verspinnt traditionelle Riten mit der Realität von politisch vertriebenen Personen und hinterfragt den Begriff der Grenze, indem er Zeit, Raum und Identität erkundet. Diese poetische und politische Erzählung beschwört die bewegte Vergangenheit des Königreichs Siam.

Grand Angle

Avant il n'y avait rien von Yvann Yagchi (CH)

Als einer seiner Kindheitsfreunde in eine israelische Siedlung ins Westjordanland zieht, ist Yvann Yagchi, Schweizer Filmemacher palästinensischer Herkunft, erschüttert. Er reist zum ersten Mal nach Palästina, um zu seinen Wurzeln zurückzukehren und sie zu verstehen. Der Film erzählt von einer Vergangenheit fortwährender Plünderungen: die seiner Familie und die aller Palästinenser:innen.

Entdecke hier das gesamte Programm von Visions du Réel.

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