Aachi & Ssipak 2006 – 90min.
Filmkritik
Superman gegen die Schlümpfe
Der junge koreanische Zeichentrickfilmregisseur Joe Bum-Jin will wohl Geschichte schreiben: Sein abendfüllender Erstling ist erst seine zweite Arbeit und doch in vieler Hinsicht ein Extrem- und Exkrementwerk, das in seiner Kreuzung aus Ballerspiel und Science-Fiction-Geschichte vor nichts halt macht - schon gar nicht vor dem guten Geschmack - und so dick wie möglich aufträgt.
Es wär möglich und nicht einmal schwierig, die Ausgangslage, die Handlung und die Moral dieser hybriden Geschichte zu erzählen; es wär aber sinnlos, denn sie sind allesamt nur Vorwand für eine irrwitzige und auf einer zweiten Ebene teilweise sogar unterhaltsame Folge von Verfolgungsjagden und Schiessereien - oft auch beides zugleich.
Schon die absolut und offensichtlich absichtlich vollkommen hirnrissige Idee einer Gesellschaft von nahezu willenlosen Untertanen, deren Lebenszweck einzig darin besteht, auf dem Klo zu hocken, verkündet lauthals: Nimm mich nicht ernst! Stattdessen kann man sich einen Spass daraus machen herauszufinden, welche Hollywood-Filmideen und welche Genres hier parodiert werden.
Das Personal besteht aus einer "Armee" von zum Kämpfen abgerichteten Kindern, die immer wieder koordinierte Angriffe auf Vertreter und Transporte der Staatsmacht starten. Ihr Hauptgegenspieler ist ein beinah unverwundbarer respektive unzerstörbarer, supermannartiger Cyborg, der praktisch im Alleingang mit Hilfe seiner abenteuerlichen Waffen, von denen ein James Bond noch nicht einmal geträumt hat, ein ganzes Batallion dieser bestens motorisierten Kindersoldaten eleminieren kann. Es treten noch weitere Gangster auf, die ebenfalls exquisit bewaffnet sind, was sie jeden Moment gern unter Beweis stellen.
In klassischer Dramaturgie werden die Kämpfe länger, die Anzahl Beteiligter höher und die Wucht der Waffen grösser - ein vertitables Finale inklusive. Die Bilder sind einigermassen realistisch gezeichnet, nicht so detailreich und überladen wie die Walt-Disney-Werke, aber auch nicht so holzschnittartig wie viele japanische Manga-Abkömmlinge. Die Farbgebung ist eher einfach wie bei den Hergé-Comics. Auch wenn man dieses Potpourri-Parodie-Genre und die wie ein Ballerspiel abschnurrende Handlung nicht goutiert: Man muss doch konzedieren, dass der Regisseur viele - wenn auch keine eigenen - Ideen untergebracht hat und dass er konsequent derart übertrieben hat, dass die Latte für den nächsten Versuch, seine Übertreibungen noch zu übertrumpfen, relativ hoch liegt.
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