Leergut Tschechische Republik, Grossbritannien 2007 – 103min.
Filmkritik
Die Bissigkeit der dritten Zähne
Jan Sverák versucht mit seiner Anti-Rentnerkomödie an den Oscar-Erfolg von "Kolya" anzuknüpfen. In Tschechien ist ihm dies bereits gelungen, obwohl man Ermüdungssymptome diagnostizieren kann: Statt bissiger Satire muss man nur die Schonkost sanfter Ironie verdauen.
Stand in "Kolya" ein Cellist (Zdenek Sverák) plötzlich vor der Aufgabe, einen 5-jährigen versorgen zu müssen, liegen die Probleme nun auf mehreren Ebenen. Der Tschechischlehrer Josef hält noch am hohen Bildungsniveau der sozialistischen Ära fest, während seine Schüler frech Sitten nordamerikanischer Schulen einführen wollen. Doch auch ausserhalb der Schule ist eine neue Epoche angebrochen: Ehemalige SchülerInnen stehen für ihren alternden Lehrer im Bus nicht mehr auf, und an Stelle der öffentlichen Bibliothek befindet sich ein Zahnpflegeinstitut, das mit einem englischen Slogan wirbt. Josef - vom charismatischen Zdenek Sverák gespielt, der zudem das Drehbuch für den Film seines Sohnes verfasste - quittiert den Schuldienst und sucht sich eine neue Aufgabe, da er es zu Hause mit seiner Frau nicht aushielte, die jede seiner Regungen zu kennen scheint und entsprechend kommentiert.
Tochter und Schwiegersohn mit Enkelkind liefern bald die nächste Problemzone, und auch im beruflichen Beziehungsnetz zwischenmenschelt es bei fast jeder Begegnung, so dass für die einzelne Figur nicht viel Zeit übrig bleibt. Etwas gar plumpe Traumsequenzen, die den erotischen Nöten des Opas geschuldet sind, und eine plakative Ereigniskonstruktion, die gleich mehrere wiederkehrende Muster analog zum postorgiastischen Niessen bei "Kolya" strapaziert, lassen die Absicht zum Erfolg überdeutlich spüren und mindern den Charme, von dem "Kolya" so profitierte.
Da stossen einem die paar wenigen wirklich schwachen Szenen und eine kurze, völlig missratene Digitaltechnikeinlage umso bitterer auf. Dabei sind alle Rollen mit wahren Charakterdarstellern besetzt, und das Publikum wird mit Situationskomik bei Laune gehalten. Ein visuell fulminanter Start, ein ebensolches Ende und die durchwegs erlesene Musikauswahl, die nicht einmal Strassenmusiker auslässt, stehen für die handwerklichen Qualitäten. Der Kampf gegen die Windmühlen der postsozialistischen Ökonomisierung der Gesellschaft und für das Bewahren von Menschlichkeit und Rücksichtnahme wird also mit Humor verloren.
Dieses Konzept traf in Tschechien offenbar den Nerv des Zeitgeistes, wo 1/10 der Bevölkerung die Kinos stürmte, wird hier aber wohl eher Nostalgie hervorrufen, sind bei uns die Verhältnisse doch längst viel weiter dem globalen Trend gefolgt. Wer "Kolya" verpasst hat, kann hier eine Prise nachholen, aber sogar wer ihn gesehen hat, wird sich amüsieren.
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Kommentare
Meiner Meinung nach ist es ein Sonntagsfernsehfilms, wenig spannung, schöne Fotografie und etwas langweillig.
Eine Warmherzig-unterhaltsame-erotische-komödie, über einen altengreis der noch nicht auf der faulen haut liegen möchte.
Fazit: Nicht mehr der grosse wurf wie Kolya, aber troztem ganz nett anzusehen.
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