Entourage USA 2015 – 104min.

Filmkritik

Freunde auf Abwegen

Cornelis Hähnel
Filmkritik: Cornelis Hähnel

Der Sprung auf die große Leinwand ist immer noch eine Art Ritterschlag für jede TV-Serie: Ob Sex and the City, die Simpsons oder – als Nostalgie-Edition – 21 Jump Street: Vor allem Fans fiebern der XL-Version entgegen. Jetzt hat auch die Buddy-Serie Entourage den langersehnten Sprung ins Kino gewagt. Leider mit wenig Erfolg.

Der Film knüpft fast nahtlos an die letzte Folge an, lediglich eine knappe Woche ist seither vergangen. Im Mittelpunkt stehen natürlich wieder Filmstar Vincent Chase (dessen Ehe bereits wieder annulliert wurde) und seine besten Kumpel Eric, Turtle und Johnny. Doch auch wenn die vier Jungs schon reichlich Erfahrung mit den Mechanismen der Filmbranche gesammelt haben, das Haifischbecken Hollywood bleibt unberechenbar. Nach Jahren der Schauspielerei will Vince nun endlich einmal hinter der Kamera stehen und seinen ersten Film als Regisseur drehen. Sein Agent Ari Gold kümmert sich um das nötige Kleingeld. Als Vince ein paar Monate später eine letzte Finanzspritze braucht, um seinen Film fertigzustellen, droht das Projekt zu platzen: Der Geldgeber will seinen Sohn Travis entscheiden lassen, ob man den Film überhaupt unterstützen sollte. Doch der kleingeistige Travis denkt gar nicht dran, Vince unter die Arme zu greifen. Im Gegenteil...

Die HBO-Serie Entourage ist so etwas wie der kleine Bruder von Sex and the City: Eine berühmte Person lässt ihre Freunde etwas an ihrem Ruhm teilhaben. Nur statt Mädchen sind es Jungs, statt New York ist es L.A., statt Mode steht der Film im Mittelpunkt und statt Schuhen gibt es schnelle Autos. Nach acht Staffeln und vier Jahren Pause gibt es Entourage jetzt auch auf der Leinwand. Doch Entourage bekommt der Formatwechsel herzlich wenig.

Dabei hat man sich auf die wichtigsten Grundpfeiler der Serie verlassen, neben der Original-Besetzung hat Serienerfinder Doug Ellin sowohl Regie geführt, als auch das Drehbuch geschrieben. Aber da liegt das größte Problem: die Story ist dermaßen flach, dass es ärgerlich ist. Der Film schafft es zu keiner Zeit einen Spannungsbogen zu erzeugen, vielmehr reihen sich die Szenen unmotiviert aneinander, alles permanent gerahmt von Bildern der schönen und schlanken Welt der Megareichen. Was in den einzelnen Episoden funktionierte, offenbart auf Spielfilmlänge nun große Mängel: Viel mehr als derbe Herrenwitze, fleißiges Rumgekumpel, coole Spritztouren, Frauen in knappen Outfits und jede Menge Cameo-Auftritte von Prominenten (allen voran mal wieder Mark Wahlberg, der den Film auch produziert hat), kann der Film nicht bieten.

Es bleibt daher das schale Gefühl, dass die Serie lediglich die Tatsache, dass sie es auf die große Leinwand geschafft hat, feiert. Und gerade weil Entourage hier nur um sich selbst kreist, wirkt der Film über weite Teile so verloren und unambitioniert, dass selbst eingeschworene Hardcore-Fans enttäuscht sein dürften. Doch trotz allem Ärger kommt man mit einer wunderbaren Erkenntnis aus dem Film: Man ist unfassbar froh, dass Baywatch es nie ins Kino geschafft hat.

26.03.2024

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Kommentare

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Mikelking

vor 8 Jahren

War ziemlich langweilg, liegt vielleicht daran, dass ich die Serie nicht gesehen habe.


zuckerwättli

vor 9 Jahren

Habe mich selten so kurzweilig und amüsant unterhalten. Selbstironischer Blick hinter und vor die Kulissen von Hollywood, genau das Richtige für den Sommer:)


Travelmichi

vor 9 Jahren

Solide gemachter Film über die "Machenschaften" der Hollywood Filmindustrie. Basiert auf der gleichnamigen HBO Serie. Da ich die Serie nicht kenne, kann ich nichts zu den Abhängigkeiten sagen, aber man braucht die Serie nicht zu kennen um dem Film folgen zu können. Interessant sind die Kurzauftritte verschiedener Hollywood Grössen, wie Jessica Alba, Liam Neeson usw..
Genügt für einen unterhaltsamen Kinoabend, aber mehr nicht.Mehr anzeigen


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