Blair Witch USA 2016 – 89min.

Filmkritik

Rückkehr in den Wald des Grauens

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Mit Erstaunen nahm die Horrorfilmgemeinde im Sommer 2016 zur Kenntnis, dass es sich bei Adam Wingards jüngster Regiearbeit, die bis dato unter dem Titel "The Woods" firmierte, in Wahrheit um eine direkte Fortsetzung des Found-Footage-Klassikers The Blair Witch Project handelt. Die Nachricht schlug in Genrekreisen ein wie eine Bombe, rief allerdings auch zahlreiche Skeptiker auf den Plan. Gebraucht hat es ein weiteres Sequel nach dem eher bescheidenen Blair Witch 2: Book of Shadows sicher nicht. Wingards Gruselstreifen hat aber durchaus seine Qualitäten und ist eindringlicher, als man zunächst vermuten würde.

20 Jahre nachdem die Filmstudentin Heather Donahue mit zwei Freunden in den Wäldern Marylands eine Hexenlegende erforscht hat und dabei spurlos verschwunden ist, schöpft ihr Bruder James (James Allen McCune) plötzlich neue Hoffnung, dass sie noch immer leben könnte. In einem Video auf YouTube ist die Reflektion einer panisch flüchtenden jungen Frau zu sehen, die er für seine verschollene Schwester hält. Um Gewissheit zu erlangen, bricht James, begleitet von der Dokumentarfilmerin Lisa (Callie Hernandez) und dem befreundeten Pärchen Ashley (Corbin Reid) und Peter (Brandon Scott), in den Black Hills Forrest auf, wo sich die Gruppe mit den Einheimischen Lane (Wes Robinson) und Talia (Valorie Curry) trifft, die das neue Videomaterial gefunden und veröffentlicht haben. Zusammen treten die Jugendlichen eine Wanderung ins Dickicht an, die schon bald einen beunruhigenden Verlauf nimmt.

Den schwachen zweiten Teil lassen Wingard und sein Stammautor Simon Barrett in Blair Witch komplett außen vor. Ansatz- und Referenzpunkt ist das Original von 1999, mit dem die beiden unbekannten Filmemacher Daniel Myrick und Eduardo Sánchez, nicht zuletzt dank einer cleveren PR-Kampagne, weltweites Aufsehen erregen konnten. Die simpel gestrickte Handlung ist im neuen Sequel nahezu identisch. Und auch der Found-Footage-Look wird wieder aufgegriffen, obwohl der Überraschungseffekt heute ausbleibt, da nach The Blair Witch Project unzählige pseudodokumentarische Horrorwerke entstanden sind.

Umso bemerkenswerter ist es, dass der Film eine recht intensive Angstkulisse aufbaut und bis zum markerschütternden Finale keine großen Längen produziert. Die Figuren sind ohne Frage skizzenhaft entworfen, heben sich allerdings aufgrund solider Darstellerleistungen von den üblichen Genre-Pappkameraden ab. Die Urangst vor der Dunkelheit, die der Ursprungsstreifen mit einfachen Mitteln greifbar machte, wird auch hier beschworen, wobei Wingard tiefer in die Effektkiste greift und seine Protagonisten mit allerlei modernem Equipment ausstattet.

14.10.2016

3

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Kommentare

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Movie_Maniac

vor 8 Jahren

Der tiefe, dunkle Wald, in welchem der grösste Teil des Films spielt wird als Szenerie gut umgesetzt. Blair Witch hat einige starke und originelle Grusel-Sequenzen. Diese sind aber rar und täuschen daher nicht darüber hinweg, dass es insgesamt ein mit Klischees übersäter Horrorfilm geworden ist.
6/10Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 7 Jahren


Graziwa

vor 8 Jahren

Gibt es tatsächlich nur die synchronisierte Fassung zu sehen?? Gibt's ja gar nicht!


Mua81

vor 8 Jahren

Oh ja, der neue Blair Witch kann die Erwartungen absolut erfüllen. Hält mit dem Ursprungswerk mit, und die zweite Hälfte ist so richtig herrlich gruselig. Starkes Stück!


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