Victoria Frankreich 2016 – 97min.

Filmkritik

Der ganz normale Wahnsinn

Filmkritik: Geoffrey Crété

Sie ist Anwältin, Single und Mutter von zwei Kindern: Victoria Spick kämpft tagtäglich darum, nicht die Kontrolle über ihr chaotisches Leben zu verlieren. Als sie an der Hochzeitsparty von Bekannten ihren Ex-Freund Vincent und den ehemaligen Mandanten und Ex-Drogendealer Sam trifft, droht der Alltag von Victoria noch komplizierter zu werden: Während Vincent Victoria dazu drängt, ihn wegen versuchten Mordes an seiner Freundin zu verteidigen, bietet sich der untätige Sam als Babysitter für ihre Kinder an. Die französische Beziehungskomödie mit einer herausragenden Virginie Efira ist erfrischend ehrlich und überzeugt mit subtilem und selbst-ironischem Humor.

Es gibt zwei grossartige Frauen in «Victoria». Die Erste ist die Offensichtlichere: Virginie Efira, der die Hauptrolle wie auf den Leib geschneidert ist und die ihre Figur umwerfend spielt, was wohl auch den vielen humorvollen Komponenten im Film zu verdanken ist. Die Zweite steht in ihrem Schatten: die Regisseurin und Drehbuchautorin Justine Triet. Angetrieben vom Erfolg von La Bataille de Solférino, kann sie ihr Talent mit diesem eher leichten, zweiten Film spielend beweisen. Die clevere und frei erfundene Geschichte brilliert nämlich vor allem dank ihrer feinen und treffenden Schreibweise: Obwohl sich der Streifen innerhalb des Rahmens einer romantischen Komödie bewegt, macht sich Victoria gleichzeitig mit einem bemerkenswerten Feingefühl über dessen Richtlinien und Erwartungen lustig und zeichnet so ein interessantes Bild der modernen Liebe. Die Romantik, das Leben, die Sexualität, der Job: Jedes dieser Elemente wird mit einem Quäntchen Humor und Absurdität neu betrachtet. Damit entsteht eine leicht romantische aber in erster Linie sehr unterhaltsame Komödie, die vor allem das Können einer jungen Regisseurin bestätigt, von der wir in Zukunft bestimmt noch mehr hören werden.

17.07.2017

4

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