Nur ein kleiner Gefallen USA 2018 – 119min.

Filmkritik

Abgründe der Vorstadt

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Gone Girl trifft auf Desperate Housewives und Bad Moms – ungefähr so lässt sich der neue Film des auf Komödien spezialisierten Paul Feig (Ghostbusters, Spy: Susan Cooper Undercover) umschreiben, dem der gleichnamige Bestseller der US-Schriftstellerin Darcey Bell zugrunde liegt. Trotz einer starken Besetzung und einiger amüsanter Passagen bietet die Mischung aus Krimi, Thriller und Vorstadt-Satire allerdings „nur“ solide Unterhaltung.

Seit dem Tod ihres Mannes wirft sich die Videobloggerin Stephanie Smothers (Anna Kendrick) noch leidenschaftlicher in ihre Mutterrolle und setzt alles daran, ihren Sohn Miles (Joshua Satine) bestens zu umsorgen. Auch in der Schule prescht sie stets mit ihrem Enthusiasmus und ihrem Engagement voran, weshalb sie von vielen Eltern belächelt wird. Eines Tages lernt sie die verheiratete, karrierebewusste Emily Nelson (Blake Lively) kennen und baut schnell eine freundschaftliche Beziehung zu der eleganten PR-Chefin auf. Als diese Stephanie irgendwann bittet, ihren Sohn Nicky (Ian Ho) nach dem Unterricht abzuholen und für einige Stunden mit nach Hause zu nehmen, willigt die hilfsbereite Bloggerin umgehend ein. Kurz darauf ist allerdings guter Rat teuer. Denn Emily verschwindet plötzlich komplett von der Bildfläche, was nicht nur die Polizei, sondern auch Stephanie zu Nachforschungen verleitet.

Nur ein kleiner Gefallen erzählt von zwei Frauen, die gegensätzlicher nicht sein könnten, und präsentiert zwei grundverschiedene Vorstellungen vom Mutterdasein, wobei der Film in beiden Fällen mit einem kräftigen Augenzwinkern arbeitet. Anna Kendrick liefert in der Rolle der übereifrigen, leicht neurotischen, immer etwas zu bemühten Stephanie eine schwungvoll-pointierte Performance ab und hat in der glaubhaft mondän auftretenden und betont exzentrisch gekleideten Blake Lively eine starke Mitspielerin.

So sehr man sich über die dynamische Interaktion der Hauptdarstellerinnen freuen kann, so wenig lässt sich wegdiskutieren, dass Feig und Drehbuchautorin Jessica Sharzer (Nerve) beim Versuch, die bunte, nur vordergründig heile Vorstadtwelt auseinanderzunehmen, manchmal zu stark auf den satirischen Holzhammer zurückgreifen. Obwohl die Handlung einen eher abstrusen, gleichzeitig aber nicht wirklich originellen Verlauf nimmt, bleibt das Interesse an Stephanies detektivischer Suche bis zum wendungsreichen Finale erhalten. Irgendwie wird man nach knapp zwei Stunden Rätselspass allerdings das Gefühl nicht los, dass die Romanadaption ihr Spiel mit Klischees, Rollenbildern und brüchigen Lebensentwürfen noch bissiger hätte durchziehen können.



06.11.2018

3

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Kommentare

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Patrick

vor 4 Jahren

Hört sich wie ein guter Thriller an,ist anfangs auch ganz ok wird aber gegen Ende ziemlich mau.


LenaLenny

vor 5 Jahren

Dieser Film ist total unrealistisch, total verwirrend und überhaupt nicht witzig. Von Anna Kendrick und Blake Lively ist man sich normalerweise besseres gewohnt. Ich war total enttäuscht und will die vergeudeten 2 Stunden meines Lebens zurück.


Barbarum

vor 5 Jahren

Einzele Passagen sind auf jeden Fall ansprechend, doch dann trifft "A Simple Favor" auch allzu häufig einfach nicht den richtigen Ton und ist unnötig verworren.


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