Filmkritik
Wenn man mit sich selbst reden könnte…
«Beyond the Infinite Two Minutes» wurde mit einem Mikrobudget von umgerechnet etwa 26.000 Schweizer Franken gedreht. Regisseur Junta Yamaguchi arbeitet mit einer eingespielten Theatergruppe, hat nur eine Location und versucht, so wenig Schnitte wie möglich zu machen.
Café-Inhaber Kato ist ganz perplex, als er über seinen Computermonitor mit sich selbst spricht. Er merkt, dass der Fernseher in seinem Laden und sein Bildschirm in der Wohnung darüber durch eine Zeitverschiebung verbunden sind. Mit Hilfe dieser Schaltung kann man in die Zukunft schauen – allerdings nur für zwei Minuten. Nach und nach treffen seine Freunde ein – und alle sind von dem Blick in die Zukunft fasziniert. Aber wie lässt sich das nutzen, und zwar monetär?
Der Film spielt mit den Konventionen von Zeitreisen, aber auch mit den Paradoxien, die damit einhergehen. Ebenso regt er den Diskurs darüber an, inwieweit der Mensch überhaupt über freien Willen verfügt. Denn möglicherweise ist er nur eine Illusion, der man sich hingibt, während längst alles vorgegeben ist. Das verdeutlicht der Film dadurch, dass die Ereignisse der nur wenige Minuten entfernten Zukunft die Taten derselben Personen in der Vergangenheit beeinflussen – und das so sehr, dass sogar ein Menschenleben gerettet werden kann.
Denn die Geschichte wird zusehends immer weiter aufgezogen. Mehr Figuren treffen ein, mehrere zukünftige bzw. vergangene Versionen kommunizieren miteinander, und ein paar Gauner gibt es auch. Es ist erstaunlich, was Autor Makoto Ueda und Regisseur Yamaguchi in nur 70 Minuten Laufzeit hineingepackt haben!
Der Film entwickelte sich zu einem Liebling auf Festivals. Es ist leicht zu sehen, wieso das so ist. Weil man hier auch zelebriert, wie man mit ganz wenig Geld, aber viel Enthusiasmus und einer kreativ gestalteten Geschichte unterhalten kann. Ein Film wie dieser straft die Ausreden eines jeden (Möchtegern-)Filmschaffenden Lügen, dass es eines grossen Budgets bedarf, um eine Geschichte zu erzählen. Es kommt immer nur darauf an, wie man die Ressourcen nutzt. Vor allem aber kommt es darauf an, das Publikum mit der Geschichte in den Bann zu ziehen. Das gelingt hier ohne Wenn und Aber. Angesichts der ganzen Zeitreise-Theorien, -Konventionen und -Erklärungen muss man aber schon genau aufpassen, um nicht auf der Strecke zu bleiben.
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung