CH.FILM

Peter K. Alleine gegen den Staat Schweiz 2021 – 99min.

Filmkritik

Herr K.s ausweglose Einsamkeit

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Laurent Wyss‘ Film um einen Mann, der ausrastet, als sein Haus zwangsgeräumt wird, beruht auf wahren Ereignissen, welche die Schweiz 2010 in Angst und Schrecken versetzten. Er lässt Helvetiens Justiz und Sozialbehörde in unschönem Licht erscheinen, konzentriert sich vor allem aber auf seine Hauptfigur: einen im Laufe des Lebens ängstlich gewordenen Mann.

Peter K. hat sich bis zu deren Tod um seine Mutter gekümmert. Der Alt-68er ist im Laufe der Jahre ängstlich geworden und überzeugt, dass er überwacht wird. Ausserdem hat er hat sich mit seiner Schwester überworfen, sodass das Haus der Familie zwangsversteigert werden soll. Als die Polizei 2010 zu dessen Räumung anrückt, hat K. sich darin verschanzt. Als Tränengas ihn dieses zu verlassen zwingt, schiesst er auf einen Polizisten und flieht. In den folgenden Tagen wird er für die einen zum Monster, für andere zum Helden.

Peter K. – Peter Hans Kneubühl, wie er in Wirklichkeit heisst, – wurde 1943 in Biel geboren. Traurige Berühmtheit erlangte der in jungen Jahren glühende Revoluzzer, als er sich im September 2010 bewaffnet der Zwangsräumung seines Hauses widersetzte und auf der Flucht einen Polizisten anschoss. Der Bieler Filmemacher Laurent Wyss witterte im Fall des von den Medien als «Amok-Rentners» bezeichneten Mannes schon damals Stoff für einen Film.

Er hat jahrelang Material gesammelt und recherchiert und darauf beruhend keinen packenden Justiz-Thriller und kein empörendes Sozialdrama gedreht, sondern das Porträt eines klugen Mannes, der im Laufe seines Lebens verunsichert wurde und sich in die Enge getrieben wehrte. Ausgehend von K.s akribisch geführten Notizbüchern schildert der Film die Tage vor und nach der Amok-Tat. Er beleuchtet in traumartigen Rückblenden Ereignisse aus K.s Kindheit, fokussiert vor allem aber auf K.s innere Befindlichkeit. Seine Ängste und Befürchtungen, die ihn in allem und jedem den Feind sehen lassen. Beeindruckend gespielt wird K. von Manfred Liechti.



30.01.2023

3.5

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Kommentare

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wysybe

vor einem Jahr

Der Film geht uns "unter die Haut" . Schaut man sich die ganze Tragik aus einem anderen Winkel an
(Alter des K.) Kindheit, Weltlage in seiner Jungendzeit, Gesellschaft die sich rasant geändert
hat, kann man seine Tat (nicht! gutheissen!) aber Verstehen.
Sehr gute Schauspieler!


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