Interview
Der kleinste Stuntman der Welt, Kiran Shah: «Bei Star Wars muss ich einfach meinen Kopf ausschalten!»
Es gibt wohl keinen, auf den die Beschreibung «klein, aber oho» besser passt als auf ihn: Kiran Shah hat es trotz oder gerade wegen seinen 1.26 Metern in Hollywood geschafft. Seine rund 40-jährige Karriere als Stuntman und Schauspieler beinhaltet Auftritte in namhaften Produktionen wie Star Wars, Herr der Ringe, Titanic oder Indiana Jones. Und wenn der gebürtige Kenianer gerade nicht vor der Kamera steht, schreibt er Gedichte über sein bewegtes Leben oder reist um die Welt: Dieses Wochenende macht er Zwischenhalt in Basel, wo er an der Fantasy Basel zu den Stargästen gehört. Wir haben mit dem Stuntman über seine lange Karriere, unerfüllte Wünsche und den Hype um Star Wars gesprochen.
Kiran Shah, Sie sind ein bekannter Stuntman und Schauspieler. Aufgewachsen sind Sie in Kenia, haben danach für kurze Zeit in Indien gelebt und sind dann nach London gezogen. Wie hat Ihre Karriere begonnen?
Nun, als 6- oder 7-jähriger Junge in Kenia habe ich schon davon geträumt, Schauspieler zu werden. Als ich nach London kam, suchte eine japanische Firma namens «Red Buddha» nach Personen jeglicher Art für Werbeaufnahmen: Die Leute konnten klein, gross, dick oder dünn sein. Ich habe mich beworben, und sie haben mich genommen – so kam ich in dieses Business!
Also konnten Sie sich Ihren Kindheitswunsch erfüllen. Wurde daraus auch Ihr Traumjob?
Die Bezeichnung Traumjob ist schwierig, aber ich habe auf jeden Fall eine Menge gelernt – wie man sich in verschiedene Rollen hineinversetzt, wie man sich bewegen muss, wenn man eine Maske trägt. Zuvor habe ich am Theater gearbeitet, und nun bin ich seit 40 Jahren im Filmbusiness.
Begonnen haben Sie aber als Schneiderlehrling, richtig?
Ja, das habe ich aber nur neun Monate lang gemacht. Das war im Jahr 1974.
Danach kam Ihre Karriere ziemlich schnell ins Rollen und Sie wurden für Blockbuster-Produktionen wie Star Wars, Herr der Ringe, Indiana Jones oder Titanic gebucht. Welche der Drehs mochten Sie am liebsten und warum?
Ich erinnere mich noch gut an die Dreharbeiten zu Star Wars – speziell an den sechsten Teil, Star Wars: Die Rückkehr der Jedi-Ritter. Darin spielte ich einen Ewok, genauer gesagt EG-6 – am Ende habe ich die Kostüme der Ewoks designt und fast alle Stunts selber gemacht: hohe Stürze, vom einen zum anderen Set schwingen und die Szenen auf den Motorrädern. Darum war dieser Film für mich ein super Dreh. Und der zweite wäre sicherlich der Film, bei dem ich zum ersten Mal eine Fantasy-Figur spielte, also Herr der Ringe. Ich habe die Bücher gelesen, als ich 14 oder 15 Jahre alt war und jetzt ist daraus so eine Riesenproduktion geworden.
Sie haben wirklich bei einer Menge grosser Hollywood-Produktionen mitgewirkt. Viele dieser Fantasy-Filme wie Star Wars oder Herr der Ringe haben fast eine magische Wirkung auf das Publikum, es besteht ein riesiger Hype. Verlieren die Filme ein wenig ihre Magie, wenn man selbst daran mitgearbeitet hat und weiss, wie es hinter den Kulissen aussieht?
Nun ja, wenn ich einen Film wie Star Wars zum ersten Mal anschaue, dann versuche ich einfach, meinen Kopf auszuschalten und alles, was beim Dreh passiert ist, auszublenden. Beim zweiten Mal beginne ich dann, den Film auf professioneller Ebene zu analysieren und meine Arbeit kritisch zu betrachten. Aber beim ersten Mal musst du einfach dein Gehirn ausschalten.
Sie haben während 40 Jahren so viele Charaktere verkörpert. Gibt es noch eine Rolle, die Sie gerne einmal spielen würden?
Ich hatte Glück, dass die Angebote, die ich bekam, sehr unterschiedlich waren. So konnte ich auf der Leinwand schon in ganz verschiedene Rollen schlüpfen. Ich wäre aber gerne einmal der Bösewicht!
Diese Woche kommen Sie nach Basel an die Fantasy Basel. Mögen Sie dieses Genre auch privat? Welche Filme schauen Sie persönlich gerne?
Ich bin mit Fantasy-Büchern aufgewachsen. Ich liebe zum Beispiel die Narnia-Reihe. Auch Herr der Ringe und den Hobbit habe ich fast verschlungen. Darum mag ich auch Fantasy so sehr. Aber eigentlich mag ich wirklich alle Filme, die gut sind!
Sie schreiben Gedichte, sind Stuntman und ein gefragter Schauspieler. Hat man da immer noch ein Ziel oder einen Wunschtraum für die Zukunft?
Ich liebe es, Gedichte zu schreiben und vor der Kamera in die Rolle dieser verschiedenen Charaktere zu schlüpfen. Eigentlich wünsche ich mir nur, dass ich die Dinge, die ich jetzt schon tue, noch ganz lange tun kann!
Dann wünschen wir Ihnen viel Glück für Ihre Zukunft und freuen uns, Sie dieses Wochenende in Basel zu sehen!