Filmkritik
Glück auf zwei Rädern
Bis anhin sind die Filme des jungen chinesischen Regisseurs Wang Xiaoshuai zensuriert oder gar nicht freigegeben worden; mit "Beijing Bicyle" hat er 2001 gleich den Grossen Jurypreis in Berlin geholt. Zwei Beijinger Teenager streiten sich um ein Fahrrad, werden aber schliesslich zu Freunden - ein idyllisches Grossstadtmärchen?
Es scheint ein Ding der Unmöglichkeit, doch die Fiktion lässt immer wieder hoffen - die Wege zweier Millionenstädter kreuzen sich: Velokurier Guei (Cui Lin) ist wie unzählige seiner Altersgenossen weg vom Land auf der Suche nach einem besseren Leben in die Stadt gezogen. Er hat sogar Arbeit als Kurier gefunden, muss sein Rad aber abbezahlen. Doch just als die letzte Rate fällig ist, wird ihm das schöne Gefährt entwendet. Der neue Besitzer ist der Schüler Jian (Li Bin), der sich ein Velo auf dem Flohmarkt gekauft - doch mit Geld, dass ihm nicht gehört.
Die Motivation für den Kampf um das Objekt der Begierde ist sehr unterschiedlich. Für Guei geht es um die nackte Existenz; für Jian um Prestige: er möchte mit seinen reichen Freunden mithalten können. Ihr körperlicher und seelischer Einsatz ist aber radikal - die Gewalt eskaliert und Jian vergisst darüber gar seine Freundin ("Suzhou River's"-Zhou Xun), die er ursprünglich damit hat beeindrucken wollen.
"Beijing Bicycle" ist unverkennbar ein Beinahe-Remake von Vittorio De Sicas Neorealismo-Klassiker "Ladri di biciclette". An Stelle der Nachkriegsarmut in Italien ist Beijing im Umbruch zwischen kommunistischer Tradition und freier Marktwirtschaft. Heerscharen von Einzelkämpfern strampeln auf ihren Velos durch einen modernen grossstädtischen Hintergrund, wo niedrige Hutong-Labyrinthe mit modernster Hightech-Glasarchitektur kontrastieren.
Auf erzählerischer wie auf visueller Ebene hält Wang Xiaoshuai aber eine gewisse Grossstadt-Romantik hoch - trotz eigentlich realistischer Thematik: die Kameraarbeit wirkt umwerfend poetisch und beinahe fabelartig ist die Auflösung des Konflikts. Die einfache Geschichte über eine Feindschaft, die sich zu einer Freundschaft entwickelt, hat dem Regisseur den Grossen Jurypreis in Berlin 2001 eingebracht; der Gesamteindruck leidet aber unter der Tatsache, dass der richtige Ausstiegsmoment verpasst wurde und sich die zweite Hälfte des Films unglaublich dahin schleppt - als ob das Erzählte zu schön wäre, um wieder gehen zu wollen.
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Der zehnte Star Trek Film: Wird er etwas taugen? Oder kann man die Serie nach dem Abtreten von Mr. Spock und Captain Kirk ohnehin rauchen? Oder wollen wir nur noch Star Wars sehen?Trekkies und andere Erdenbürger sind um ihre Meinung gefragt.
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