Filmkritik
Spirituelle Umarmungen
Die Trägerin des Gandhi-King-Preises der UNO ist die populärste Mahatma Indiens: Mata Amritanandamayi, von ihren Anhängern Amma (Mutter) geheissen, wird als Heilige verehrt. Ihre Umarmungen sind Kult. Der Holländer Jan Kounen hat sie auf Massenveranstaltungen begleitet. Ein huldvolles Porträt.
An ihrem 50. Geburtstag im September 2003 nahmen zwei Millionen Menschen teil. Stundenlang empfing sie Menschen im wahrsten Sinn des Wortes, umarmte, tröstete und beglückte sie. 45 000 Anhänger sollen es in 21 Stunden gewesen sein, die ihre Umarmung wie eine Segnung und einen einmaligen Glücksmoment empfanden. Mata Amritanandamayi, die alle nur Amma (Mutter) nennen, verkörpert die "Seele des Hinduismus". Ihre Botschaft heisst Bakhti (Andacht, Gebete) und Karma (gemeinnütziger Dienst). Sie ruft zur Einkehr und Besinnung, beschwört Kräfte durch gemeinsames Gebet und zieht Massen in ihren Bann.
Tausende von Hindu-Anhängern sehen Amma als Lichtgestalt und Reinkarnation der göttlichen Mutter. Ihre Nähe wird gesucht. Millionen wollen sie berühren. Die spirituelle Führerin und charismatische Friedensbotschafterin aus dem südindischen Kerala, 1953 geboren, ist Dreh- und Angelpunkt des Dokumentarfilms: "Darshan - Die Umarmung". Der Film vom Holländer Jan Kounen ist eine einzige hehre Huldigung. Sein meditatives Porträt ist so spannend wie ein Schlafmittel und informativ wie ein Gebetsbuch. Anderthalb Stunden führt der gradlinige, undramatische Film vor, wie diese Friedensfrau Massen in ihren Bann zieht, wie sich die Gesichter derjenigen verklären, die sie an ihre breite Brust nimmt. Bei diesem innigen beseelenden Akt hat Sébastien Pentecouteau die bewegensten Bilder eingefangen.
Der unkritische huldigende Film bleibt einiges schuldig: Die Schauplätze Ganges, Kalkutta, Jaipur usw. sind nur flüchtige Kulisse. Die intimen und fremden Anhänger bleiben ebenso anonym wie die "Heldin". Über Amma, dieses Kultwesen in karitativer Mission, erfährt man sehr wenig im Film, der sich wohl nur einer meditativen Gefolgschaft erschliesst. "Darshan" ist eine Pilgerreise - und der erste Teil der Dokumentarfilmreihe "Another Reality", die sich mit ungewöhnlichen Menschen, Traditionen und Ritualen befasst. Die Absicht ist edel, gleichwohl ist das Kino-Erlebnis eher frustrierend. Dieser Film wäre besser auf dem Schweizer TV-Sendeplatz "Sternstunden" aufgehoben.
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Kommentare
Keine Wunder - aber viele Momente, die einem wundern. Der Doku geht erzählerisch nicht sehr in die Tiefe, liefert aber viele interessante Momente und Einblicke in die sprituelle Welt dieser liebevollen Bewegung.
Gelöschter Nutzer
Verfasst vor 18 Jahren
Dieser Film berührt durch seine Unvoreingenommenheit dem Thema gegenüber. Es wird einfühlsam und doch herzergreifend dokumentiert.
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