Submarine Grossbritannien, USA 2010 – 97min.
Filmkritik
Junger Mann ganz gross
Das wunderbar warmherzige Regiedebüt von Richard Ayoade: Der Brite erzählt von einem 15-Jährigen, der bis zu seinem nächsten Geburtstag nicht mehr Jungfrau sein will.
Oliver Tate (Craig Roberts) lebt in der kleinen Waliser Stadt Swansea. Er ist 15 Jahre alt und hat die typischen Probleme eines Teenagers. Nur: Ihm erscheinen sie nicht typisch. Er hält sich selbst für einen großen Dichter und glaubt, dass er beliebt und cool ist. Doch eigentlich mag ihn niemand. Oliver hat zwei Ziele im Leben: Er will die Ehe seiner Eltern kitten und seine Jungfräulichkeit verlieren, bevor er 16 wird. Doch der Weg zum Erwachsenwerden ist steinig und schwer. Und das nicht nur, weil die Freundin (Yasmin Paige) notorisch unromantisch und dazu noch eine Pyromanin ist.
Regisseur Richard Ayoade, der als Schauspieler der TV-Serie The It Crowd bekannt wurde und vor Submarine nur Musikvideos inszeniert hat, zeigt sich als feinsinniger und sensibler Filmemacher, der sich der Möglichkeiten bewusst ist, die die Kamera bietet. Geschickt nutzt er die Mechanismen des Kinos, um die Besonderheit mancher Momente zu verdeutlichen. Etwa, als Oliver und Jordana sich das erste Mal küssen: Oliver lässt die Augen geöffnet, er will diesen Moment mit allen Sinnen erfahren. Und Aoyade will dies den Zuschauer spüren lassen - mit einer lebendigen Kamera, die nicht stillzustehen vermag. Der zweite Kuss der ist ruhiger, wird von beiden genossen und zelebriert. Passend dazu macht die Kamera eine langsame 360-Grad-Bewegung um das Liebespaar herum.
Der Film könnte Gefahr laufen, mit weichzeichnergeprägten Bildern von Sonnenuntergängen etwas kitschig zu geraten, aber die Industriestadt Swansea bietet einen harten, realistischen Kontrast. Deutlich subtiler wird der Film zeitlich verortet: Ayoade erzählt seine Geschichte in den 80er Jahren; ein Umstand, der nicht in den Vordergrund gerückt wird, sondern durch den Einsatz längst veralteter Geräte wie einer Schreibmaschine oder einer Polaroid-Kamera akzentuiert wird.
Submarine wirkt auch dank der Jungtalente Craig Roberts und Yasmin Paige so authentisch. Wie in den besten Coming-of-Age-Filmen werden hier wunderbare tragikomische Momente gestaltet, die von Alex Turners wunderschönen Songs getragen werden und lange nachwirken. Das ist ein Film, der die Erinnerung an eine Zeit beflügelt, als alles einfacher war. Auch wenn es damals nicht so scheinen mochte.
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