Die Frau in Schwarz 2 - Engel des Todes Kanada, Grossbritannien 2014 – 98min.
Filmkritik
Mehr als ein Kinderschreck
Das Böse kehrt immer zurück. Das jedenfalls scheinen uns die zahllosen Sequels im Horrorgenre einschärfen zu wollen. Vom Fortsetzungseifer betroffen ist auch der wohltuend klassische Spukhausfilm The Woman in Black, eine Romanadaption der wiederbelebten Hammer-Schmiede, die 2012 für klingelnde Kassen sorgte und Daniel Radcliffes Überwindung seines Harry-Potter-Images einläutete.
Während des 2. Weltkriegs flieht eine Gruppe Schulkinder mit ihrer Direktorin und der jungen Lehrerin Eve (Phoebe Fox) aus dem von Luftangriffen heimgesuchten London in das verlassene Eel Marsh House, das auf einer Insel vor der englische Küste liegt. Provisorische Unterrichtseinheiten sollen den alltäglichen Schrecken vertreiben, doch schon bald müssen sich die neuen Bewohner mit einer anderen Gefahr herumschlagen. Die Frau in Schwarz hat ihren Rachedurst noch nicht gestillt und versucht, die verängstigten Kinder auf perfide Weise in den Tod zu treiben. Gemeinsam mit dem jungen Militärpiloten Harry (Jeremy Irvine) setzt Eve schließlich alles daran, dem bösen Geist Einhalt zu gebieten.
Angesiedelt ist das Sequel knapp 40 Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils, die der von Daniel Radcliffe gespielte Anwalt Kipps nicht überlebte. Im Mittelpunkt steht nun eine junge Frau, die von traumatischen Erinnerungen verfolgt wird, wie eine surreale Traumsequenz kurz nach ihrer Ankunft im Eel Marsh House nahelegt. Über eben diese Vorgeschichte knüpft das Drehbuch, dem ein Konzept der Vorlagenschöpferin Susan Hill zugrunde liegt, ein Band zwischen der Protagonistin und der rachsüchtigen Titelfigur, die den Verlust ihres Sohnes auch nach ihrem Tod nicht verwinden kann.
Ein spannender Ansatz, den Regisseur Tom Harper – James Watkins inszenierte den ersten Teil – im weiteren Verlauf jedoch allzu häufig aus den Augen verliert. Ebenso wie das eigentlich bedrohliche Kriegssetting, das dem Geschehen weitere Tragik verleihen könnte, wenn der Film sich etwas gründlicher mit den Ängsten der verstörten Schulkinder auseinandersetzen würde.
Gleichwohl sorgen das ausgeklügelte Szenenbild und die düster-schummrigen Bilder von Herrenhaus und Marschland, ähnlich wie im Vorgänger, für eine bedrückend-unheilvolle Atmosphäre, die Harper mit einigen effektiven, wenn auch absehbaren Schockmomenten garniert. Ärgerlich ist allerdings, dass das Pendel irgendwann immer mehr in Richtung Budenzauber ausschlägt, was die sorgsam aufgebaute Stimmung nicht gerade positiv beeinflusst. Am Ende steht so ein grundsolider Gruselstreifen, der insgesamt zu wenig aus seinen durchaus vorhandenen Möglichkeiten macht.
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