Clash Ägypten, Frankreich 2016 – 97min.

Filmkritik

Horror hinter verschlossenen Türen

Filmkritik: Geoffrey Crété

Kairo im Sommer 2013. Das Militär stürzt den ersten frei gewählten Präsidenten Ägyptens, den Muslimbruder Mohammed Mursi. Auf den Strassen der Hauptstadt bricht Gewalt aus. Die Polizei verhaftet wahllos Demonstranten und Passanten und setzt sie in einem Kastenwagen fest: Journalisten, Muslimbrüder, Christen, Militärs, einfache Frauen und Männer, Progressive und Konservative. Die Stimmung unter den Gefangenen ist angespannt. Wird es ihnen gelingen, ihren Streit beizulegen und die Differenzen zu überwinden, um dem eskalierenden Strassenkampf zu entfliehen?

Mohamed Diab ist in seiner ägyptischen Heimat als Filmemacher genau so bekannt wie als Politaktivist. Im Jahr 2011 machte er erstmals mit dem Film Kairo 678 auf sich aufmerksam, in dem er kein Blatt vor den Mund nahm und schonungslos die Realität von sexuellen Übergriffen auf Frauen in Ägypten porträtierte. Mit seinem zweiten Film Clash verdeutlicht er die harte Realität seines Heimatlandes: Der Eröffnungsfilm der Kategorie «D’un certain regard» von Cannes fokussiert sich auf die Unstimmigkeiten im Innersten des Landes, genauer gesagt auf den Staatsstreich von 2013. Damit entwickelt Clash eine enorme Stärke, die sich vor allem aus seiner Themenstellung und dem Kontext ergibt.

Abgesehen von den Hauptdarstellern, die teilweise Schwierigkeiten hatten, sich in ihren Rollen einzufinden und deren Charakterzüge etwas erzwungen wirkten, erweist sich der Film als überzeugende Momentaufnahme der Verblendung und ideologischen Sackgasse im Land – Diab versteht es gekonnt, den Horror, der sich hinter verschlossenen Türen abspielt, darzustellen. Das ist vielleicht weniger pulsierend als das kürzlich erschienene Drama Dégradé, das ähnliche Absichten verfolgte – aber genau so faszinierend.

14.05.2024

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