American Beauty USA 1999 – 121min.

Filmkritik

Die schönen Mädchen und ihre netten Freundinnen

Thomas Hunziker
Filmkritik: Thomas Hunziker

Kevin Spacey ist wieder im Gespräch für einen Oscar. Dieses Mal winkt ihm die Auszeichnung aber nicht für eine Nebenrolle, sondern für die überzeugende Leistung in der bissigen Vorstadtsatire American Beauty, die in den USA zum Publikumsliebling avancierte. Nicht zuletzt wegen dem neuen Supersternchen Mena Suvari in der Titelrolle.

Wie schön das Leben ist sehen leider nur die Wenigsten. Auch Lester Burnham (Kevin Spacey) hat kein Auge für Schönheit, die ihn umgibt. Seelenruhig teilt er uns mit, dass er kaum mehr ein Jahr zu leben hat. Enttäuscht ist er darüber nicht, denn irgendwie fühlt er sich schon seit einiger Zeit leblos, schliesslich ist die morgendliche Masturbation in der Dusche für gewöhnlich der Höhepunkt seines Tages. An seinem Arbeitsplatz erfüllt er die Erwartungen des jungen Vorgesetzten nicht mehr, seine karrieregeile Frau (Annette Bening) sucht ihre Erfüllung beim Verkauf von Immobilien und seine Tochter Jane (Thora Birch) schämt sich in Grund und Boden, weil sich der Vater jedes Mal wie ein sexsüchtiger Teenager benimmt, wenn er ihrer Schulfreundin Angela (Mena Suvari) gegenübersteht. Tagaus, tagein dasselbe. Da tritt ein neuer Nachbar in das Leben von Vater und Tochter. Aus sicherer Distanz hält Ricky (Wes Bentley) seine Umgebung auf Video fest. Besonders angetan hat es ihm dabei Jane, und für den Vater hat er ganz entspannende Stoffe auf Lager.

Seit der Oscarauszeichnung als Bester Nebendarsteller für seine Darstellung in The Usual Suspects brilliert Kevin Spacey in einer Rolle nach der anderen. In American Beauty zeigt er sich wieder von seiner besten Seite. Zunächst gleichgültig, dann desillusioniert, schliesslich aufmüpfig. Für seine meisterliche Darstellung darf Spacey auch auf das Talent seiner Nebendarsteller vertrauen. Neben der hervorragenden Annette Bening verdienen sich vor allem auch die drei jüngeren Schauspieler Thora Birch, Wes Bentley und Mena Suvari ihre Lorbeeren. Letztere ist ausserdem in den USA die allseits gefeierte Lolita du jour, weshalb wir ein kleines Special mit vielen Bildern zubreitet haben.

Für den britischen Theaterregisseur Sam Mendes ist "American Beauty" das Debüt auf der Leinwand. Mit den Konventionen des Kinos findet er sich bestens zurecht. Einzig die Traumsequenzen, in denen Lester seine American Beauty anhimmelt, erinnern vielleicht ein wenig zu sehr an eine Theateraufführung. Ansonsten beweist Mendes ein waches Auge für die kleinbürgerlichen Verhältnisse amerikanischer Vorstädte. Eine Auffassungsgabe, die auch das Publikum zu überzeugen vermochte: Mundpropaganda und eine gute Vermarktungsstrategie verhalfen "American Beauty" zum verdienten Erfolg. Während die meisten Filme auf möglichst vielen Leinwänden starten, um möglichst mit den quantitativen Einspielergebnissen des ersten Wochenendes für sich selber zu werben, vertrauten die Verleiher hier ganz auf die Qualitäten ihres Juwels und präsentierten "American Beauty" das erste Wochenende auf bloss sechzehn Leinwänden. Das Interesse für die vielgelobte Satire wurde dadurch geschickt gesteigert, so dass die Kinosäle ständig voll waren, bis der Film schliesslich in der vierten Woche sein höchstes Einspielergebnis verzeichnete und inzwischen das vielfache seiner Produktionskosten eingespielt hat.

23.06.2021

4

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Kommentare

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Tatschi82

vor 11 Jahren

Dieser Film überzeugt auf der ganzen Linie! Kevin Spacey ist wieder mal ganz grosse Klasse!


fcamichel

vor 12 Jahren

Der alltägliche Wahnsinn des Vorstadt-Lebens wird mit einem Augenzwinkern meisterhaft erzählt.


movie world filip

vor 13 Jahren

sehr gut... masturbierende mann in bett neben schlafende frau... ein nazi der homosexuell ist, visuelle rote blumentanz... weed und hamburgers... usa today


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