Billy Elliot - I Will Dance Frankreich, Grossbritannien 2000 – 110min.
Filmkritik
Vom Boxer zur Ballerina
Im England der Achtzigerjahre kämpft ein Minenarbeiter darum, mit seinen kargen Einkünften die Familie durchzubringen. Sein elfjähriger Sohn Billy hat aber anderes im Kopf, als seinem Vater einmal in die Kohlemine zu folgen: Er entdeckt seine Liebe zum Ballett und stellt damit die Welt seines Provinznests auf den Kopf.
Jeden Mittwoch drückt Mr. Elliot (Gary Lewis) seinem Sohn fünfzig Pence in die Hand und schickt ihn in den Boxunterricht. Billy (Jamie Bell) soll lernen, sich durchzusetzen, denn das Leben macht es seiner Familie nicht leicht: 1984 steht die lokale Kohlegrube vor dem wirtschaftlichen Ruin, Billys Vater und sein älterer Bruder Tony (Jamie Draven) reihen sich jeden Tag in die Streikposten ein, um gegen die Schliessung ihres Arbeitsplatzes zu demonstrieren. Strassenschlachten mit der Polizei sind an der Tagesordnung, denn die Arbeiter sehen einer hoffnungslosen Zukunft entgegen.
Der quirlige Billy versucht in dieser gespannten Atmosphäre, seine Kindheit auszuleben. Den Boxunterricht besucht er halbherzig, bis eines Tages wegen Platzmangels die Ballettlehrerin Mrs. Wilkinson (Julie Walters) mit einem Schwarm Mädchen in weissen Röckchen die Hälfte der Boxhalle belegt. Der schüchterne Billy schleicht sich in den Tanzunterricht und findet zu seinem eigenen Erstaunen Gefallen daran.Als sein strenger Vater herausfindet, wofür der Sprössling die mühsam verdienten Münzen ausgibt, versteht er die Welt nicht mehr. Für Tony hingegen steht fest: Sein kleiner Bruder ist schwul. Mrs. Wilkinson erkennt jedoch das Talent des kleinen Tänzers und will ihn an die Aufnahmeprüfung der Londoner Royal Ballet School schicken, nicht zuletzt, um auch ihrem eigenen Leben wieder einen Sinn zu verleihen.
"Billy Elliot" zeigt nicht nur die Geschichte eines kleinen Jungen, der sich gegen die Vorurteile seiner Familie und eines ganzen Dorfes durchsetzen muss, sondern liefert auch eine Sozialstudie der englischen Arbeiterklasse in den Achtzigerjahren. Regisseur Stephen Daldry huldigt einem unbeschönigenden Realismus. Seine Figuren würden keine Schönheitswettbewerbe gewinnen, sie kämpfen mit Arbeitslosigkeit und Frustration, Alkoholismus und unterdrückten Emotionen. Die wirtschaftliche Misere spiegelt sich in allen Details. Auf diesem unwirtlichen Boden lässt Daldry die Hoffnungen und Träume eines Kindes spriessen, das auch mit sich selbst noch nicht im reinen ist und seiner Unsicherheit oft mit Wutausbrüchen Luft macht. Billys Tanzstil ist ebenfalls alles andere als grazil: Der Elfjährige springt und hüpft, wirbelt und verrenkt sich auf der Strasse und in seinem Zimmer wie eine Mischung aus Gene Kelly und entfesseltem Derwisch. "Billy Elliot" wird nie im amerikanischen Sinn sentimental, dennoch inszeniert Stephen Daldry eine rührselige Geschichte. Der bewusst unspektakuläre Realismus ist vielleicht nicht jedermanns Geschmack, doch der Film versteht es, die triste nordenglische Welt mit feinem britischem Humor aufzulockern.
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Kommentare
es gibt keinen besseren film zum thema selbstverwirklichung, gefühle und familei....
billy elliot ist einfach traumhaft ganz sicher einer der besten filme wo ich je gesehen habe! andy
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