Lucky Break Deutschland, Grossbritannien 2001 – 107min.

Filmkritik

Britischer Humor erobert die Strafanstalt

Filmkritik: Philippe Blumenthal

"The Full Monty"-Regisseur Peter Cattaneo gelingt nach seinem oscarnominerten Riesenerfolg von 1998 ein köstlicher zweiter Streich: Die Gefängniskomödie "Lucky Break" ist ein hinreissendes Vehikel mit umwerfenden Darstellern und herrlichem Witz - britischer Humor par Excellence.

Eigentlich gilt Jimmy Hands (James Nesbitt) als professioneller Verbrecher, doch die Durchführung seiner Taten ist immer äusserst amateurhaft. So werden er und sein Partner Rudy (Lennie James) während eines "bewaffneten" Banküberfalls hopps genommen und zu satten 5 Jahren hinter schwedischen Gardinen verknurrt. Jimmy passt das natürlich überhaupt nicht ins Konzept und kaum in Long Rudford angekommen, werden Fluchtpläne geschmiedet. Dabei kommt es ihm gelegen, dass die Leidenschaft des Anstaltsleiters Mr. Mortimer (Christopher Plummer) kaum zu überhören ist: das Stage-Musical. Flugs wird dieser zu einer Aufführung mit Insassen überredet. Es besteht ja immerhin die Hoffnung, dass Mortimers eigenes Stück prämiert werden könnte, abgesehen von einer prägnanten Anhebung der Moral bei Sträflingen und Personal... Trotz den ständigen Schikanen von Oberaufseher Perry (Ron Cook), gelingt es Hands eine unglaubliche Truppe zusammenzustellen und die hübsche Gefängnispsychologin Annabel (Olivia Williams) als weibliche Hauptdarstellerin zu gewinnen. Sein Plan nimmt Formen an, wenn da nicht plötzlich die Liebe dazwischen käme...

Es ist einfach himmlisch, den harten Burschen beim Einüben des heroischen Musicals über den englischen Nationalhelden Admiral Nelson zuzusehen, wenn es auch erstaunt wie gut einige der Sträflinge nach kurzer Zeit wohltemperierten Gesang von sich geben. Aber darum geht es eigentlich nicht, das aufzuführende Musical ist ausgeklügelter Aufhänger für eine zwar mässig originelle und keineswegs neue, aber ungemein sympathische Story, die auch vom irischen Charme des Hauptdarsteller James Nesbitt ("Waking Ned Devine") und seiner perfekt gecasteten Nebendarsteller profitiert. Allen voran der wackere Bill Nighy als gebildeter und manchmal hochnässiger Roger, der so gar nicht ins Schema eines bösen Buben passt oder Ron Cook als heimtückischer Aufseher, der in den Knastbrüdern nur das Unverbesserliche sieht. Überhaupt sind die verschiedenen Charakterzeichnungen in der kurzen Zeit, die Cattaneo dafür übrig hat, mehr als treffend gelungen und für eine Komödie sogar erwähnenswert gut. Die Liebesgeschichte zwischen Jimmy und Annabel ist sicherlich mehr als vorhersehbar und Parallelen zu "The Full Monty" sind kaum zu verschweigen - auch hier finden kauzige Individuen zu ungewohnten Talenten. Beide Filme haben ihren eigenen Reiz, obschon "The Full Monty" wahrscheinlich weitaus publikumstauglicher war. Das Sympathische an "Lucky Break" ist, dass der Film nicht wie "Billy Elliot" oder eben "The Full Monty" soziale Missstände aufdecken will; sondern einfach eine geradlinige, romantische Komödie ohne Hintergedanken und mit feinstem britischen Humor sein möchte.













10.11.2020

4

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Kommentare

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mostindien

vor 22 Jahren

Obschon LUCKY BREAK sicher nicht ganz an den Erfolg von "The Full Monty" wird anknüpfen können, ist Cattaneo wieder ein höchst vergnüglicher, bestens unterhaltender Film mit überzeugenden Darstellern gelungen. Dieses Movie bietet aber nicht nur witzige Dialoge und Slapsticks in bestem, englischem Stil, sondern auch nachdenkliche, tragische Momente (Besuchs-szene mit (Noch)-Ehefrau und Sohn im Gefängnis/anschl. Selbstmord des sensiblen Cumbell).
Einziger Wermutstropfen: die meiner Ansicht nach filmisch nicht so gelungene Nelson-Aufführung, welche eher etwas naiv und plump wirkt. Alles in allem aber: absolut sehenswert.Mehr anzeigen


Taz

vor 22 Jahren

Ich hatte eigentlich von einer englischen Komödie (denn so wird dieser Film angepriesen) mehr erwartet. Vor der Pause witzig, danach wusste der Regisseur wahrscheindlich nicht mehr, welches Genre er nun porträtieren will. Drama? Romanze? Komödie?
Von einer (insbesondere) englischen Komödie, erwarte ich einfach mehr. Die können's doch sonst auch besser, oder?Mehr anzeigen


Taz

vor 22 Jahren

Naja, wäre sicher besser gegangen


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