Hollywood Ending USA 2002 – 114min.

Filmkritik

Abrechnung mit Hollywood

Filmkritik: Andrea Bleuler

31 Filme in 34 Lebensjahren und immer noch komisch. Woody Allen nimmt - nicht zum ersten Mal - die eigene Branche auf die Schippe und bricht auf, um nebst den Intellektuellen auch die Liebhaber romantischer Komödien zu erobern.

Es scheint ein Ding der Unmöglichkeit, einen Film des grossen Profi-Stadtneurotikers zu besprechen, ohne sich in Vergleichen mit seinen früheren Werken zu verstricken und die Diskussion einem Kreis von Eingeweihten vorzubehalten. Trotzdem sei es versucht, denn: Das jüngste Werk des Meisters hat Qualitäten, die nebst seiner alten Fangemeinde ein ganz neues Publikum ansprechen.

Letzte Chance für den ehemaligen Kultregisseur Val Waxman (Woody Allen): Seine Ex-Frau Ellie (Téa Leoni), jetzt die Geliebte eines Hollywood-Produzenten, verhilft ihm zu einem Auftrag. Doch der 60-Millionen-Film und die unverdaute Liebesschmach wiegen schwer auf den schmächtigen Schultern; eine psychosomatisch bedingte Erblindung des "Auteurs" droht alles über den Haufen zu werfen.

Nur ganz wenige Eingeweihte wissen um das Geheimnis. Cast, Crew und Produktion müssen an der Nase herumgeführt werden - eine Konfliktsituation, die stolze zwei Drittel der Filmzeit dominiert. Im Schatten von Woody Allens Persona kommen seine Mitakteure - Téa Léoni, Beverly Hills-Biest Tiffany Thiessen, Debra Messing ("The Mothman Prophecies"), Treat Williams ("Hair") - ohnehin kaum zum Zug.

Waxmans berufliches Comeback ist also groteskerweise "ein Schuss ins Dunkle". Dass er seine alte Flamme zurückerobern wird, ist, wie in jeder ordentlichen romantischen Komödie, von Anfang an klar. Dabei ist die Liebesromanze des ungleichen Paars alles andere als überzeugend.

Doch Allen bedient sich gleich noch mehr tränendrüsenquetschender Sequenzen dieses Filmtyps: So steht aus heiterem Himmel ein Wiedersehen mit dem verlorenen Sohn (ein überklischierter Jung-New-Yorker anno 2002) auf dem Programm. Und so kommt es zum wohl fadenscheinigsten Happy-End der Filmgeschichte.

Ungewohnt oft setzt Allen in "Hollywood Ending" auf Slapstick. In Bezug auf verbale Scharmützel und Sprachwitz lässt er die dialogschreibende Konkurrenz allerdings weit hinter sich. Und auch wenn er seine jüngste Selbstinszenierung offensichtlich einfacher gestrickt hat, so ist seine Skurilität immer noch voller Charme: Es lebe der Zauber der Selbstironie und der Grossstadtneurosen!

31.05.2021

3.5

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