Love's Brother Australien, Grossbritannien 2004 – 103min.

Filmkritik

Kalter Kaffee

Filmkritik: Remo Bräuchi

Das Regiedebut des Drehbuchautors von "Shine", Jan Sardi, ist eine belanglose Geschichte um Familie, Liebe und Kaffee in einer italienischen Gemeinde im Australien der 1950er Jahre. Je nach Betrachtungsweise ist das dann Nostalgie pur oder halt verklärender Retrokitsch.

Gino (Adam Garcia) und Angelo (Giovanni Ribisi) sind Brüder und beste Freunde. Sie haben Ihre Heimat Italien in den 50er Jahren verlassen und wohnen seither bei ihren Verwandten im australischen Hinterland. Während der introvertierte Angelo gerne an den heimatlichen Traditionen festhält, hat sich der charmante Gino bestens in seinem neuen Zuhause eingelebt und möchte eigentlich seine Freudin Connie (Silvia de Santis) vor den Traualtar führen. Doch die Tradition verlangt, dass erst der ältere Bruder verheiratet werden muss.

Für ihn soll auf dem Briefweg im fernen Italien eine Braut gefunden werden. Doch ganz im Gegensatz zu seinem Bruder ist Angelo nicht sonderlich attraktiv. Und da sich in den 50er Jahren arme Italienerinnen vorab gerne des Aussehens ihres zukünftigen Gatten versichern wollten, wenn sie denn schon für ihn um die halbe Welt reisen, treffen trotz tatkräftiger Unterstützung der Vermittlerin Signora Carmellina nur Absagen aus Italien ein. Bis der frustrierte Angelo seinem letzten Brief ein Bild seines Bruders belegt. Und nicht ganz überraschend folgt per Post das ersehnte Ja-Wort. Rosetta (Amelia Warner) hat sich unsterblich in das Bild des Fremden verliebt.

Als Sohn italienischer Einwanderer setzt Regisseur Jan Sardi primär auf den Charme, den heraufbeschwörte nostalgische Italien-Bilder aus den 1950er Jahren zuweilen mit sich bringen. Natürlich ist dies zu wenig, um einen abendfüllenden Spielfilm zu einem guten Ende zu bringen. Man kann sich des Gedanken nicht erwehren, dass jemand mit weniger persönlichem Bezug vielleicht mehr Schwung in eine an sich interessante Geschichte hätte bringen können. Wenn denn schon spätestens bei Halbzeit das Ende der Geschichte klar absehbar ist, wäre es durchaus wünschenswert, die Zeit bis dahin mit spannenden oder wenigstens liebenswerten Figuren zu füllen. Doch weit gefehlt. Banale Dialoge, die sich einer Endlosschlaufe gleich um brüderliche Solidarität drehen, und eine viel zu leichtfüssige Regie lassen sämtliche Figuren zu blassen Karikaturen verkommen. Einige wenige heitere Momente der Situationskomik können leider auch nichts mehr retten.

Am Ende ist "Love's Brother" nichts weiter als dick aufgetragene Nostalgie, die über mangelnde Substanz hinwegtäuschen soll und dabei kein italienisches Klischee auslässt. Harmloser geht's nicht.

25.11.2020

2

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Kommentare

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gallina

vor 20 Jahren

Umwerfend schöne Bilder


myrlin

vor 20 Jahren

Dieser Film hat mich dazu gebracht, nachzudenken.


chille2

vor 20 Jahren

der film hat sehr viel italienischer charm und ist gut beset


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