We Feed the World Österreich 2005 – 100min.
Filmkritik
Nahrung bis zur Geschmacklosigkeit
Auf seinem Streifzug durch die globale Gemüse- und Tierproduktion trifft der Österreicher Erwin Wagenhofer einen empfindlichen Nerv unserer Zeit. Sein radikaler Film "We Feed the World" ist nicht nur ein Dokument über Züchter, Manager, Manipulateure, Profiteure, sondern auch über Mangel im Überfluss.
Die Menschen sind sensibilisiert und wollen wissen, woher Fleisch, Fisch, Eier, Gemüse, Salat oder Früchte stammen, die auf ihrem Teller liegen. Die Angaben über die Herkunft reichen meistens nicht aus, um auf die Umstände, Voraussetzungen und Bedingungen, die chemische "Beihilfe" eben oder die industriellen Methoden der Produktion schliessen zu lassen. Uns geht's gut in Mitteleuropa und wir können uns Extravaganzen erlauben - von Legedatum und Biogarantie bis zu Weight-Watchers-Kampagnen. Das Produkt muss im Trend liegen und "gesund" sein. Rinderwahnsinn, Poulet-Alarm oder ähnliches schlägt sich sofort auf Markt und Nachfrage nieder.
"Wir haben noch nie so gut gelebt, wir hatten noch nie so viel Geld, wir waren noch nie so gesund, wir haben noch nie so lange gelebt wie heute. Wir haben alles, was wir wollen", schwärmt Peter Brabeck, der Schweizer Nestlé-Konzernchef. Denkste! Wir verlieren an Werten, an Moral und an Glaubwürdigkeit. Die riesige Food-Maschinerie produziert im Überfluss, doch sie greift auch ins Leere. Brot, Früchte und anderes mehr werden vernichtet, während rund um den Erdball gehungert und gestorben wird.
"Die Weltlandwirtschaft könnte ohne Problem 12 Milliarden Menschen ernähren. Das heisst: Ein Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet", klagt Jean Ziegler, Schweizer UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Wie eine Leitfigur (oder Moralapostel) gibt der linke Politiker seine Statements ab und verleiht dem Dokumentarfilm von Erwin Wagenhofer zusätzlichen Zunder.
Der österreichische Filmer lässt Kleinbauern in Brasilien, Fischer aus der Bretagne, Geflügelzüchter in Österreich oder einen Produktionsleiter in Rumänien, der seinen Job verrichtet, aber seine Arbeit im Grunde genommen verdammt, zu Worte kommen. Der Film ist kein Pamphlet, keine Provokation: "We Feed the World" zeigt, wieso Tomaten 3000 Kilometer reisen, um auf unsern Tisch zu landen; wie Hühner-Heerscharen (35'000 oder auch 70'000 in riesigen Ställen) gebrütet, gemästet, eingepfercht und am Fliessband geschlachtet werden; wie traditionellen Fischern von der EU allmählich das Lebenslicht bzw. das Fischerlicht ausgeblasen wird. Es ist ein subjektiver, engagierter Film über Lebensmittelproduktion und -industrie, über den Umgang mit Nahrung, über Raubzüge und Raubbau, Profit und eine ungeheure globale Nivellierung.
Eine der Erkenntnisse dieser breit gefächerten Dokumentation ist die Tatsache, dass wir zur Geschmacklosigkeit verführt, gegängelt und bestärkt werden. Was brauchen wir Tomaten und Erdbeeren im Winter? Mal probiert? Eben! Sie schmecken nach nichts. Da kann einem wirklich der Appetit vergehen.
Dein Film-Rating
Kommentare
Es gibt ein paar Filme, die eigentlich zum Pflichtprogramm an Schulen gehören müssten - dieser zählt absolut dazu.
Beängstigend, welche Entwicklungen da sichtbar werden.
Diese Doku macht sehr nachdenklich und man hat nach diesem Film einen faden Nachgeschmack!
Nun sind die Fakten eigentlich mehr oder weniger bekannt, doch verdrängt man diese Wahrheiten weil es bequem ist auf die Kosten der Menschen in der Dritten welt zu leben. Wir alle müsen umdenken!!
Am meisten hat mich der Satz schockiert:
Die Industrieländer sind in der Lage 12 Milliarden Menschen zu ernähren, Jeder tod durch Unterernährung ist also ein Mord!!
Ein Umdenken ist nötig!!… Mehr anzeigen
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