Cloverfield USA 2008 – 85min.
Filmkritik
Mittendrin statt nur dabei
Das Monster ist gross, die Kamera klein: In J.J. Abrams und Matt Reeves "Cloverfield" sehen wir alles durch die subjektive Wackelkamera. In schwachen Momenten wirkt das wie ein YouTube-Film auf grosser Leinwand. In guten Momenten ist es ganz schön spannend.
Er habe wissen wollen, wie es aussieht, wenn ein Monster von der Grösse eines Wolkenkratzers nur aus kleinster Perspektive gezeigt wird, sagt "Cloverfield"-Produzent J.J. Abrams. Nehmen wir es vorweg: Es sieht verdammt unheimlich aus. Beeindruckender noch als das Monster ist aber die Konsequenz, mit der Abrams und sein Regisseur Matt Reeves ihr Konzept durchziehen: Die ganzen 84 Minuten "Cloverfield" sind mit der kleinen Videokamera gefilmt. Das heisst: Point-Of-View-Einstellungen, hektische Schwenks und Wackelbilder. Wer nur nahe der Leinwand Platz findet, braucht einen starken Magen.
Der Film fängt an mit einem Einblender. Er weist das Folgende als Videotape aus, das gefunden wurde, wo früher der Central Park war. Das Tape beginnt, und bald sind wir mitten in einer feuchtfröhlichen Abschiedsparty in einem Loft Manhattans. Plötzlich bebt die Erde. Die Feiernden rennen aufs Dach und sehen umliegende Hochhäuser explodieren. Danach herrscht Panik. Menschen schreien, der Kopf der Freiheitsstatue fliegt durch die Luft, und unweit ist zwischen zwei Wolkenkratzern ein gigantisches Wesen zu erahnen, das sich durch die Strassen wälzt...
Matt Reeves habe sich vorbildlich "um das Herz jedes einzelnen Charakters gekümmert", lobt das Presseheft. Tatsächlich gibt der Regisseur seinen fünf Hauptfiguren mehr emotionale Tiefe als im Genre üblich. Bloss bleiben diese Typen derart unsympathisch, dass die New Yorker "Village Voice" in "Cloverfield" ein deftiges "Fuck You" auf die Neo-Yuppies erkannte, die sich nach 9/11 in Manhattan breit machten. À propos 9/11: Die Referenzen an den Terroranschlag sind unverkennbar. Etwa wenn nach den ersten Explosionen aschebedeckte Figuren durch zerstörte Häuserschluchten wanken (laut ausgesprochen wird die Analogie aber nie - eben so wenig wie ein Protagonist auf die Idee käme, das Wort "Godzilla" in den Mund zu nehmen).
In den USA griff man vor dem Start von "Cloverfield" tief in die Trickkiste des viralen Marketings. Zur "Transformers"-Premiere wurde ein anonymer Trailer geschaltet, ohne Anhaltspunkte darauf, welcher Film da bald anlaufen sollte. Dazu kamen verschlüsselte Anhaltspunkte im Internet und eigene MySpace-Seiten der wichtigsten Charaktere. Von solchem Firlefanz blieb man in Europa verschont. Macht nichts, denn "Cloverfield" funktioniert auch ohne Einbettung in eine Meta-Story gut: Als Konzept-Horrorfilm nahe am Slogan des Deutschen Sportfernsehens: "Mittendrin statt nur dabei".
Dein Film-Rating
Kommentare
Habe selten einen so doofen Film gesehen. Einen wirklichen Geschichtsverlauf gibt es nicht, die verwackelte Darstellung des Films über eine Mini-Cam ist mühsam.. Mehr kommt mir gar nicht mehr in den Sinn. :-(
wacklig wie blair witch, monster wie godzilla, aber spannungsbogen passt einigermassen... macht aber auch nix, dass der film nur relativ kurz ist...
Gelöschter Nutzer
Verfasst vor 14 Jahren
Habe mir nach den ersten 15 Minuten gewünscht ich hätte nie angefangen diesen Film zu schauen. Die subjektive Kamera hat mitlerweile, da so häufig eingesetzt, nichts originelles mehr. Die Dialoge sind, wie will man es vom wahren Leben anders erwarten schlecht. Es entsteht keine Spannung, weil man von vornherein alles auf dem Silbertablett serviert bekommt. Es stellen sich keinerlei Fragen, die einen zum Weitergucken anreizen würden. Einige elementare Fragen bezüglich der Hintergründe oder eigentlichen Story bleiben unbeantwortet und insgesamt einfach nur nervig. Nette Effekte kein Zweifel, die alleine können aber keine Atmosphäre aufbauen. Einen Stern gibts obendrauf für die Musik während der Credits von Michael Giacchino... wer keine Zeit verschenken will schenkt sich ca. 72 Minuten filmische Leere und schaut sich die Credits an. Viel Spaß!… Mehr anzeigen
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