Miss Pettigrew Lives for a Day Grossbritannien, USA 2008 – 92min.
Filmkritik
Ein leicht bekömmliches Soufflé
Eine prüde Gouvernante wird durch ein Missverständnis für einen Tag lang zur Assistentin einer jungen, von der Männerwelt begehrten Nachtklubsängerin, und in die höhere Gesellschaftsschicht eingeführt. Frances McDormand ist der Glanzpunkt dieser konventionellen Screwball-Komödie, die in London kurz vor dem Ausbruch des 2. Weltkriegs spielt.
Spätestens seit ihrem Auftritt als hochschwangere Polizistin in «Fargo» scheint die Schauspielerin Frances McDormand auf schrullige Rollen programmiert zu sein. Nun spielt die bei den Coen-Brüdern als Stammgast auftretende Amerikanerin erneut eine skurrile Figur. Guinevere Pettigrew ist eine altmodische etwas tollpatschige Gouvernante, der eben aufs Neue ihre Anstellung gekündigt wurde. Desillusioniert stellt sie sich schon einmal in die Schlange der Suppenküche. Doch durch ein Missverständnis und etwas Glück landet sie bei dem Starlet Delysia Lafosse, verkörpert von Amy Adams («Enchanted»), das eine «social secretary» sucht. Was diese genau tun soll, weiss die naive Delysia zwar selber nicht, aber in einem ist sie sich sicher: Miss Pettigrew ist genau richtig für den Job.
Dieser besteht schliesslich vor allem darin, dem begehrten jungen Fräulein die Männer vom Hals zu halten, denn ihre diversen Verehrer dürfen natürlich nichts voneinander wissen. Mit ein paar Notlügen und ausgeprägter Intuition hilft die gute Seele der affektierten Delysia mehr als einmal aus der Patsche und wird ihrerseits in die obere Gesellschaftsschicht eingeführt. Cocktailparties, Modeschauen und ausgelassenes Feiern in Nachtklubs bestimmen Ende der 1930er Jahre den Londoner Alltag. Doch bald stellt sich heraus, dass auch Delysia nicht die ist, die sie zu sein vorgibt. Der Film begleitet die zwei ungleichen Frauen einen Tag lang, an dessen Ende sich beide zwischen wahrer Liebe oder Ruhm entscheiden müssen.
Der indischstämmige Regisseur Bharat Nalluri hat einen britischen Roman aus den 1930er Jahren als Screwball-Komödie mit viel Wortwitz verfilmt, die vor allem durch seine sorgfältige Ausstattung und die bis in die Nebenrollen perfekte Besetzung überzeugt. Die schottische Schauspielerin Shirley Henderson etwa spielt wunderbar eine schnippische Haute-Couture-Ladenbesitzerin. Doch die Verwandlung der prüden Miss Pettigrew vom hässlichen Entlein zur ansehnlichen Frau ist etwas gar klischiert. Einige Witze sind es auch: Wenn Miss Pettigrew sich zum Beispiel die Gurkenscheiben ihrer Gesichtsmaske kurzerhand von den Augen klaubt uns ins Mund steckt, um sie genüsslich zu verspeisen. Etwas Tiefe versucht der Regisseur mit der Ankündigung des 2. Weltkrieges zu erzeugen, doch die bedrohlichen Flugzeuge am Himmel stören die dekadente Abendgesellschaft an ihrer rauschenden Party nur ganz kurz. «Miss Pettigrew Lives for a Day» verpufft so schnell wie ein auf dem Silbertablett serviertes Soufflé und entlässt den Zuschauer mit einem zufriedenen, wenn auch etwas klebrigen Gefühl im Bauch.
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Kommentare
Ein Feel-Good-Movie, das mich an die Screwball-Komödien der 40er Jahre erinnert hat. Toll gemacht mit hervorragenden Darstellerinnen.
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