Mon pire cauchemar Belgien, Frankreich 2011 – 99min.

Filmkritik

Der Alptraummann

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Schicke Galeristin trifft auf ungehobelten Frauenliebhaber: In der Komödie der Französin Anne Fontaine prallen Isabelle Huppert und Benoît Poelvoorde aufeinander.

Patrick (Benoît Poelvoorde) platzt in das Leben anderer wie eine Tischbombe. Ob an einer Elternversammlung oder bei einer Vernissage in Paris: Der Prolet nimmt kein Blatt vor dem Mund. Das kommt bei der Galeristin Agathe (Isabelle Huppert), die gerade den japanischen Fotokünstler Hiroshi Sugimoto ausstellt, gar nicht gut an.

Ihre Familie - bestehend aus ihrem Lebenspartner François (André Dussollier) und ihrem gemeinsamen Sohn Adrien (Donatien Suner) - dient nur noch als gesellschaftliche Fassade. Agathe hat eigentlich nur die Kunst im Kopf und agiert als herrische Chefin; man nennt sie heimlich «Eiszapfen». Doch den aufdringlichen Patrick, dessen Sohn (Corentin Devroey) mit ihrem Adrien befreundet ist, wird sie nach einem Elternabend nicht mehr los.

So kommt es, wie es kommen muss: Dem frustrierten François werden dank des Frauenhelden Patrick die Augen geöffnet: Der Senior findet die Lust auf Weiblichkeit wieder. Und Frauenheld Patrick zecht mit der "Frustfrau" Agathe. Man kommt sich sehr nah, bleibt aber beim Sie. Bei der Turtelei kommt auch die Kunst nicht zu kurz. Sie wird als snobistischer Intellektuellenspuk entlarvt. Kunst und Volk finden zu einer Liaison, die nur über den Bauch funktioniert - oder eben die Liebe.

Die überdrehten Liebesaffären, von Anne Fontaine munter und spritzig inszeniert, bieten ein Panoptikum von Klischees. Das moderne Liebesmärchen mit klassenkämpferischen Zwischentönen macht Spass. Hier agiert ein Ensemble, das sich verschmitzt und lustvoll auf das Beziehungsdrama einlässt. Isabelle Huppert besticht als arrogante Kratzbürste, gescheiterte Mutter und einsame Karrieristin. Benoît Poelvoorde, bestens bekannt aus Rien à déclarer, ist ein Wiesel der Komödie, flink und bissig. Ihm nimmt man den Bruder Leichtfuss ebenso ab wie den zerknirschten Vater und Liebhaber.

07.05.2024

4

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Kommentare

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8martin

vor 3 Jahren

Als die Ehe von Agathe (Isabelle Huppert) und Francois (André Dusollier) in Eintönigkeit versinkt, finden beide einen neuen Partner. Ein tausendmal durchgenudeltes Thema. Aber wenn das belgische Komiktalent Benoit Poelvoorde (Das brandneue Testament) die Hauptrolle als Patrick spielt sind Schenkelklopfer angesagt. Da kann Francois mit neuer Flamme Julie (Virginie Efira) auch nicht entscheidend punkten.
Regisseurin Anne Fontaine hat sich hier an den Klischees abgearbeitet und eine Reihe von netten Witzchen runtergespult. Der Huppert nimmt man die Seitensprungrolle nicht so ganz ab. Sie ist hier nicht so recht bei der Sache. Etwas Komik liefert der Klassenunterschied zwischen ihr und Patrick. Wo sonst könnte man das besser verdeutlichen als mit einer Kunstaustellung – oder wenn sie die Toilettentür aufreißt, wo er gerade eine Sitzung abhält. Viel Besäufnis gehört dazu, sowie Austoben in der Disco.
Da passt auch das Schlusszitat hin ‘Halt die Schnauze!‘ Dann küsst sie ihn. Genauer wollte sich die Regie nicht festlegen. Kurzweilige Unterhaltung, die so schnell vergeht wie die Späße.Mehr anzeigen


kmg11

vor 12 Jahren

Geeignet als Familienfilm


acmb74

vor 12 Jahren

Flach, lohnt sich nicht


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