Güeros Mexiko 2014 – 108min.

Filmkritik

Frischer Wind aus Mexico

Raphaela Dreyfus
Filmkritik: Raphaela Dreyfus

Schnell und laut kommt Alonso Ruiz Palacios Mexico City daher, das sogar fast mit zu den Hauptdarstellern gehört. Eine Stadt, drei junge Leute auf der Suche und das alles in schwarz/weiss. Unkonventionelle Schritte ging Regisseur und Drehbuchautor Palacios und schuf nicht nur eine Hommage an Mexico City, sondern auch eine an die Jugend, die ewige Suche nach sich selbst und sogar eine Hommage an den Film.

Streik in der nationalen Universität in Mexico City – die Studenten Sombra und Santos treiben ohne Ziel durch den eintönigen Alltag in ihrer abgewrackten Wohnung und wissen nichts richtig mit sich anzufangen. Bis Sombras Bruder Tomás in der Hauptstadt auftaucht, der fortan bei ihm leben soll. Mit dem ewiggleichen nicht umzugehen wissend, überredet der Teenager seinen Bruder und dessen Freund zu einem aussergewöhnlichen Road Trip quer durch die Stadt – auf der Suche nach Tomás’ Idol, dem Sänger Epigmenio Cruz, sich selbst und dem Sinn der eigenen Existenz.

Neu und frisch kommt diese Hommage an Mexico City und den Film an sich daher – aber auch in schicker Retro-Montur. Gefilmt in schwarz/weiss, im 4:3-Format, erinnert die Komödie an die Nouvelle Vague des französischen Kinos. Gewitzt und selbstironisch hinterfragt Palacios die Normen und Konventionen des Films, was besonders witzig ist, wenn er sich selbst auf die Schippe nimmt. "Meint der Regisseur eigentlich, er könne einen schwarz/weiss Film drehen, und das sei dann Kunst?" – spricht Sombra in etwa direkt in die Kamera - Selbstreflexivität vom Feinsten.

So ist diese diese unkonventionelle Coming-of-Age Geschichte sicher nicht jedermanns Geschmack. Das wilde Brechen mit Konventionen ist gewöhnungsbedürftig – dann aber umso erfrischender. Die selbstironischen Sprüche auf einer Metaebene, der aussergewöhnliche Gebrauch von Ton und Musik und die bewegte und oft ruckelnde Kamera zeigen die Leidenschaft des Regisseurs für das Medium Film und dessen Vielseitigkeit. Ein frischer Wind aus Mexiko also.

02.10.2014

4

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