The Little Things USA 2021 – 127min.

Filmkritik

Es sind die kleinen Dinge, die zählen

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Das neue Crime-Drama The Little Things spielt im Jahr 1990. Weniger, weil es eine Notwendigkeit ist, als vielmehr, weil Autor und Regisseur John Lee Hancock seiner ursprünglichen Version so nahe als möglich kommen will. Er schrieb das Drehbuch bereits 1993 und bekam nach Jahren, in denen namhafte Regisseure interessiert waren, selbst die Gelegenheit, die Geschichte umzusetzen.

Einst war der Streifenpolizist Deke (Denzel Washington) ein angesehener Detective, doch dann warf ein Fall ihn aus der Bahn. Nun ist er zurück in Los Angeles und wird von seinem Nachfolger gebeten, bei der Aufklärung einiger Serienmorde zu helfen. Deke wird wieder in eine Welt hineingezogen, aus der er gerade entkommen war. Aber er kann nicht anders. Schon bald finden die beiden Polizisten einen Verdächtigen, der nach allem Dafürhalten schuldig ist. Aber ist er das wirklich?

The Little Things fühlt sich wie ein Thriller an. Zwei Cops, die einen Serienkiller jagen, ist ein Standard dieser Genre-Spielart. Aber Hancocks Film ist kein Thriller, eher noch ein Drama, denn er zeigt zwar, wie die Ermittlungen zu einem Verdächtigen führen, der von Jared Leto herrlich rotzig gespielt wird. Aber er interessiert sich nicht für die Auflösung dieses Falls. Vielmehr ist er an den beiden Hauptfiguren interessiert. Der Ältere der beiden nimmt praktisch vorweg, was dem Jüngeren blüht, wenn er denselben Weg wie er beschreitet. Das macht The Little Things eher zu einem Psychogramm als allem anderen, weil er zeigt, welcher Preis mit diesem Job einhergeht.

Der eine hat alles verloren, der andere hat noch alles – und droht doch, es dem älteren Kollegen nachzutun. Der Film schlittert dabei konsequent auf ein Ende zu, das man so nicht kommen sieht. Er verankert sich damit tief in der Realität, denn auch hier ist am Ende nicht immer alles geklärt und Fragen bleiben offen. Weit interessanter als das ist aber mitzuerleben, wie dieser Fall auf die beiden Männer wirkt – auf den einen, der sich an den früheren Fall erinnert, und den anderen, der von ihm an den Rand des Abgrunds geführt wird.

Das gestaltet Hancock in düsteren Bildern, zwar in Farbe, aber in Stil und Wirkung einem Film Noir nicht unähnlich. Er setzt auf Farben, die wenig Freude ausstrahlen. Es ist eine dunkle, verkommene Welt, in der die Hauptfiguren leben. Eine, die man in The Little Things gerne besucht, von der man aber froh ist, dass man ihr anders als die beiden Hauptfiguren auch wieder entkommen kann.

04.02.2021

4

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