Abigail Irland, USA 2024 – 109min.

Filmkritik

Ballerina des Todes

Maria Engler
Filmkritik: Maria Engler

Ein kleines Mädchen im Tutu macht Jagd auf eine Bande von Entführer:innen. «Abigail» bietet jede Menge Splatter-Spass und reihenweise Horror-Klischees, die den einen oder anderen Lacher entlocken können – auch wenn dem Film am Ende etwas die Luft ausgeht.

Eine Gruppe von Entführer:innen glaubt mit ihrem Opfer, der kleinen Abigail, leichtes Spiel zu haben. Nach der Entführung sollen sie das verängstigte Kind 24 Stunden lang auf einem abgelegenen Anwesen bewachen, während das Lösegeld verhandelt wird. Doch bald finden sie heraus, dass Abigail nicht so harmlos ist, wie sie aussieht – die Jagd ist eröffnet.

Niedliche Kinder, die sich als echte Satansbraten herausstellen: ein Horrorfilmklischee, das bereits in Filmen wie «Interview mit einem Vampir», «Das Omen», «Der Exorzist» oder zuletzt in etwas abgewandelter Form in «M3GAN» bereits oft verarbeitet wurde. Nun reiht sich auch «Abigail» in diese Tradition ein und bietet nicht nur ein knuffiges Gesicht, hinter dem sich ein Monster verbirgt, sondern putzt die namensgebende Abigail (Alisha Weir) auch noch als Tutu-tragende Ballerina heraus, die zwischen eleganten Balletteinlagen zur grimmigen Mörderin wird.

Das Regie-Duo Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett arbeitete bereits bei «Ready or Not», «Scream V» und «Scream VI» zusammen und kennt sich mit dem Horrorgenre dementsprechend gut aus. Selbstironisch und mit jeder Menge Mut zum Klischee sind sich die Macher:innen von «Abigail» bewusst, dass das Ganze keine hohe Filmkunst wird und bieten stattdessen jede Menge Spass.

Die Figuren sind dabei nicht mehr als blosse Abziehbilder, aber irgendeine Form charakterlicher Tiefe wird auch nicht gebraucht. Schliesslich sind sie alle nur blut- und gedärmgefüllte Körper, die nur darauf warten, zum richtigen Zeitpunkt kunstvoll niedergestreckt zu werden oder wahlweise zu explodieren. «Abigail» bietet feinsten Splatter, der sich effekttechnisch sehen lassen kann – Tonnen von Kunstblut werden hier stilecht zum Einsatz gebracht.

Besonders grossen Spass am überdrehten Schauspiel und dem Gemetzel hat der Schauspieler Dan Stevens, der bereits seit seinem Auftritt als Herzensbrecher in «Downton Abbey» immer wieder in Genrefilmen wie «The Guest», «The Rental» oder zuletzt «Cuckoo» zu sehen war. Bemerkenswert ist auch die Leistung der Abigail-Darstellerin Alisha Weir (bekannt aus der Netflix-Produktion «Mathilda: Das Musical»), die mit grosser Leichtigkeit zwischen unschuldig und unheimlich hin- und herwechselt.

Allem Spass zum Trotz wird der Film leider zum Ende hin langatmig und braucht etwas zu lange, um zum furiosen Finale überzugehen. In endlos wirkenden Schleifen suchen die sich allmählich dezimierenden Überlebenden nach dem Monster-Mädchen, treffen eine dämliche Entscheidung nach der anderen und hetzen panisch durch die Gegend. Dabei wird kein Horror-Klischee ausgelassen – irgendwann hilft auch die grösste Selbstironie nicht mehr.

16.04.2024

3

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Kommentare

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flashgordon99

vor 12 Tagen

Völliger Brunz .... Die paar lustigen Sprüche und Situationen vermögen den Film nicht zu retten. Wie immer sind die Opfer ziemlich beschränkt in Ihrer Sichtweise und treffen, wie in der Kritik von Cineman erwähnt, hirnrissige Entscheidungen. Spätestens ab dem Mittelteil steigt die Langeweile. Gibt mit Sicherheit bessere Horrorfilme. "Abigail" ist Zeitverschwendung.Mehr anzeigen


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