Black Swan USA 2010 – 108min.
Filmkritik
Tanz in den Wahnsinn
Das Publikum in ihm unbekannte Welten mitzunehmen, ist eine von Darren Aronofskys Spezialitäten, wie er spätestens mit The Wrestler bewies. Jetzt begibt er sich in ein scheinbar noch härteres Milieu: die Welt des Balletts.
Statt eines ausgebrannten Kämpfers, der vor den Trümmern seiner Existenz steht, erzählt er in Black Swan von einer ehrgeizigen Tänzerin, die alles daran setzt, ihre letzte große Chance zu ergreifen. Als nämlich der künstlerische Leiter (Vincent Cassel) der New Yorker Kompanie seine langjährige Primaballerina (Winona Ryder) abserviert, bietet sich Nina (Natalie Portman) endlich die Gelegenheit, vom Bühnenrand ins Rampenlicht zu treten. In einer Neu-Inszenierung von "Schwanensee" soll sie die Hauptrolle übernehmen und sowohl den weißen als auch den schwarzen Schwan tanzen. Doch zumindest der verführerisch-sinnliche Teil dieser Aufgabe fällt der strebsamen Unschuld sichtlich schwer, was Ninas Psyche mindestens so sehr unter Druck setzt wie die Erwartungen ihrer strengen Mutter (Barbara Hershey) oder das Auftauchen der lasziv-lebenslustigen Konkurrentin Lily (Mila Kunis).
Zusehends verwischen in Black Swan die Grenzen zwischen der Realität und den (Wahn-)Vorstellungen der Protagonistin, was Aronofsky gleichermaßen flirrend wie furios inszeniert. Aufs Waghalsigste werden hier Genre-Elemente aus Horrorthriller und Gruselfilm, Melodram und Tanztheater, Coming-of-Age und Psycho-Studie vermischt, wobei Grauen und Komik erschreckend nah beieinander liegen. Wer sich darauf nicht einlassen mag und auf der Leinwand Eindeutigkeiten bevorzugt, wird mit dem Film wenig anfangen können.
Ist man allerdings zu einem Tänzchen durch Ninas Verstand bereit, erwartet einen ein halluzinatorisches Kino-Erlebnis, das in seinem vieldeutigen Facettenreichtum volle Aufmerksamkeit erfordert und lange nachwirkt. Virtuos verweist Aronofsky immer wieder thematisch wie musikalisch auf die "Schwanensee"-Vorlage, beeindruckt durch herausragende Tanzbilder und vermag nicht nur, aber auch durch wenig mehr als ein Knacken auf der Tonspur oder Großaufnahmen von geschundenen Füßen die Gnadenlosigkeit des Ballettbetriebs zu verdeutlichen.
Zur verstörenden Schönheit von Black Swan tragen Kameraarbeit und Musik ebenso bei wie die Kostüme oder die Choreografien. Eine besondere Erwähnung sei dem Ensemble gegönnt, aus dem Natalie Portman noch heraussticht. Durch zwölf Monate härtestes Training hat sie ihren Körper mit jeder Faser in den einer Tänzerin verwandelt - und dennoch genug Reserven für die beste, eben mit dem Golden Globe prämierte Leistung ihrer bisherigen Karriere.
Dein Film-Rating
Kommentare
Der Film kommt zwar zunächst nur etwas langsam in Fahrt, doch dann dafür so richtig.
"Black Swan" erzeugt eine leicht beängstigende und verstörende Atmosphäre, die sich immer mehr steigert. Natalie Portman spielt unglaublich und liefert hier eine Leistung die seinesgleichen sucht. Auch die Kamera und die Musik harmonieren perfekt mit dem Bild. Ein grandioser Film.
9/10… Mehr anzeigen
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