Le capital Frankreich 2012 – 113min.
Filmkritik
Solo für den Robin Hood der Reichen
Der CEO einer französischen Grossbank erleidet beim Golfen einen Schlaganfall. Ein linientreuer Nachfolger steht aber noch nicht bereit. Um Zeit zu gewinnen will man einen jungen Kadermann verheizen, von dem man glaubt, er werde bald gröbere Fehler machen und wieder abtreten müssen. Doch Marc Tourneuil ist gerissener, ehrgeiziger und härter, als seine taktierenden Kollegen ahnen.
Tourneuil will nämlich das Finanzinstitut radikal sanieren. Per interne Umfragen eruiert er lecke Stellen in der Führung, feuert Chefs und schreckt vor Massenentlassungen an der Basis nicht zurück. Zudem lässt er sich auch von Cowboy-Kapitalisten aus den USA weder einschüchtern noch über den Tisch ziehen. Der Machtmensch, im privaten Umgang so unsympathisch nicht, handelt im Job reptilienartig emotionslos. Er fühlt sich als ein Robin-Hood der besonderen Art und befolgt das Motto: Nimm den Armen noch mehr Geld weg und gib es den Reichen.
Formal elegant und spannend in Szene gesetzt hat dieses Film-Monopoly im Dschungel der globalen Finanzwelt die Regielegende Costa-Gavras. Der Stoff, basierend auf einem Roman des Franzosen Stéphane Osmont, passt punktgenau zum militantesten linkspolitischen Filmemacher seit den 60er-Jahren. In der facettenreichen Hauptrolle brilliert Gad Elmaleh und den diabolischen Konterpart spielt der Ire Gabriel Byrne mit Bravour. Zudem sind die Nebenrollen, männliche wie weibliche, untadelig besetzt.
Es passt alles zusammen in diesem Werk, bis auf eine Amour-Fou-Episode zwischen Tourneuil und einem Starmodel (Lida Kedebe), die etwas aufgesetzt wirkt. Faszinierend aber, wie Costa-Gavras das Psychogramm der Finanzhai-Clique skizziert: Einerseits muten deren Drahtzieher wie Bestattungsunternehmer an. Zum andern hetzen sie als egomanische Manager-Junkies durch die Gegend oder duellieren sich via Bildschirmkonferenz. Wobei die Hauptdroge der Zeitfaktor ist: Es gilt, rund um die Uhr einen Zacken schneller zu sein, als die Konkurrenz. Oder ein paar Sekunden länger zuzuwarten, bis man an der Börse zuschlägt.
Le capital verlangt vom Publikum einiges an Konzentration. Doch das ist in den besten Werken von Costa-Gavras immer so. Wobei hier erstaunt, dass der griechisch-französische Meister mit 80 Jahren noch immer hellwach, mit Verve und Courage dem Zeitgeist den Puls fühlt. So präzise, dass auch ein Laie mitbekommt, was auf dem Schlachtfeld der nimmersatten Geldjongleure abgeht. Hochintelligentes Kino, Chapeau!
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Kommentare
super film! spannend von der ersten bis zur letzten minute, kein einziger durchhänger. und das alles mit französischem charme und leichtigkeit, besser als wall street II
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