«Dallas» fürs neue Millennium: 5 Gründe, die Paramount+-Serie «Landman» anzuschauen

Mit seinem neuesten Serienprojekt erforscht Taylor Sheridan die dunklen Machenschaften des amerikanischen Ölbusiness, die sowohl aus der Perspektive der reichen Ölbaron:innen als auch der Arbeitenden auf den Ölfeldern erzählt werden. Cineman hat mit Hauptdarsteller Billy Bob Thornton gesprochen und ausserdem fünf Gründe gefunden, weshalb es sich lohnt, «Landman» anzuschauen.

von Gaby Tscharner Patao

Tommy Norris (Billy Bob Thornton) spielt den Krisenmanager einer amerikanischen Ölfirma, die auf ihren Feldern in West Texas an allen Ecken und Enden spart und damit die Sicherheit ihrer Arbeitenden in Gefahr bringt. Als die Bohrstelle, auf der Norris unerfahrener Sohn Cooper (Jacob Lofland) arbeitet, in Flammen aufgeht, beginnen für ihn nicht enden wollende Kopfschmerzen, die von den Vorwürfen seiner Ex-Frau (Ali Larter), den Eskapaden seiner Teenage-Tochter (Michelle Randolph) und dem Druck seines exzentrischen Bosses (Jon Hamm) nur noch verstärkt werden.

1. Der neue König des Serienfernsehens

Mit seiner neuesten Serie erforscht Taylor Sheridan, der Autor von Filmen wie «Sicario» oder «Hell or High Water» und der Schöpfer von Erfolgs TV-Serien wie «Mayor of Kingstown», «Yellowstone» oder «Special Ops: Lioness», eine weitere Form des amerikanischen Westerns. Sheridan schrieb die zentrale Rolle des Ölfeld-Vorarbeiters Tommy Norris, der im wahrsten Sinne des Wortes überall Brandherde auslöschen muss, eigens für Billy Bob Thornton.

«Taylor soll beim Schreiben meine Stimme in seinem Kopf gehabt haben», erklärt der Schauspieler, der Sheridan 2021 dank eines Cameos in der TV-Serie «1883» kennengelernt hat, in einer Pressekonferenz. «Diese Serie will das Ölbusiness nicht glorifizieren. Sie zeigt es mit all seinen Schattenseiten.»

2. Billy Bob Thornton brilliert

Seit seinem Oscar-Gewinn 1996 mit «Sling Blade - Auf Messers Schneide» ist Thornton auf Hollywoods A-Liste zu finden. Seine Karriere ist mit von Kritiker:innen gelobten Projekten wie Marc Forsters «Monster's Ball» oder der TV-Serie «Fargo» sowie leichterer Ware wie «Bad Santa» oder «Tatsächlich… Liebe» gepflastert.

Thorntons schauspielerisches Talent wird in «Landman» reichlich getestet. Harte Actionszenen, in denen sich Norris seinen gebrochenen kleinen Finger lieber abhackt als auf den Doktor zu warten, der den Stummel wieder annähen würde, jagen sensiblere Momente, in denen der hartgesottene Texaner seine Teenager-Tochter über ihren Liebeskummer hinweg tröstet. «Für mich wurden 3-seitige Monologe über die Ölförderung geschrieben. Es war also wichtig, dass ich wusste, worüber ich sprach», beschreibt er die Recherche der Rolle. Seine Informationsquelle war Chris Wallace, ein texanischer Journalist, der in dieser Welt aufwuchs und auf dessen Doku-Podcast «Boomtown» Sheridans Serie basiert.

3. Grosse Namen in Nebenrollen

Taylor Sheridans Name scheint für Hollywoods Top-Stars eine Art Gütesiegel zu sein. Zu ihnen zählen Kevin Costner, der seit 2018 den Rancher Luke Dutton in «Yellowstone» spielt, Harrison Ford und Helen Mirren, die in «1923» als Vertreter:innen der Dutton Familie die grosse Depression durchstehen, Nicole Kidman als Zoe Saldañas CIA-Boss in «Special Ops: Lioness» oder Sylvester Stallone, der in «Tulsa King» einen Mafiaboss im Exil von Oklahoma spielt.

«Landman» steht ihnen in Sachen Starpower in nichts nach. Neben Thornton ist «Mad Men»-Hauptdarsteller Jon Hamm als Ölbaron und Norris’ Boss zu sehen. Seine Frau Cami wird von Demi Moore dargestellt, die derzeit mit ihrem Film «The Substance» nach über 40 Jahren in Hollywood auf ihre erste Oscar-Nominierung hofft. «Demi und ich kennen uns schon seit 1989, als ich zwei Zeilen in ihrem Film ‹Ein unmoralisches Angebot› hatte», witzelt Thornton. «Eine davon fiel der Schere zum Opfer.»

4. Nicht J.R. Ewings Ölbusiness

Die TV-Serie «Dallas» war der Strassenfeger der 70er- und 80er-Jahre. Sie idealisierte das texanische Ölgeschäft, das den überschwänglichen Lebensstil von Pamela, Bobby und Sue Ellen Ewing ermöglichte. Während damals in erster Linie Sex und Intrigen die Geschichte vorantrieben, konzentriert sich «Landman» auf Umweltaspekte, die brutalen Konditionen, in denen das Öl in Texas gefördert wird, und die Klassenunterschiede zwischen vorwiegend weissen Ölbaron:innen und einer Mehrheit von Lateinamerikaner:innen, die die gefährliche Arbeit auf den Ölfeldern ausführen. Wir sehen, wie Norris um sein Leben kämpft, wenn er über den Zugang zu den Ölfeldern verhandelt, der über Land führt, das von korrupten Ranchern oder kriminellen Gangs gemanagt wird. J.R. Ewing würde in Tommy Norris Welt nicht einen Tag lang überleben.

5. Klassenkampf in der Ölbranche

Das Ölbusiness von Taylor Sheridan ist eine Klassengesellschaft, in der sich die Bosse nie die Finger dreckig machen, während die Arbeiter:innen auf den Ölfeldern täglich mit ihrem Leben spielen. Irgendwo in der Mitte befindet sich Tommy Norris, der sich für die kriminellen Handlungen seines Bosses vor Gericht verantworten muss, während sein Sohn sich als Teil der Crew von Armando (Michael Peña) und seinen Familienmitgliedern auf den Ölfeldern bewähren will.

«Ich bin in Arkansas und Texas aufgewachsen. Ich kenne Leute in der Ölbranche und das Business ist gefährlich», erklärt Billy Bob Thornton. «Deshalb sind die Jobs auf den Ölfeldern so gut bezahlt, was eine gewisse Art Mensch anzieht, der wie ein Spieler sein Leben aufs Spiel setzt, um seiner Familie Geld zu schicken.» Thornton gibt zu, dass viel von ihm in der rauen und abgebrühten Figur von Tommy Norris steckt. «Im Grunde spielst du immer dich selbst, egal ob die Figur ein Angestellter im Supermarkt oder ein Zahnarzt ist.»

3.5 von 5 ★

«Landman» ist seit dem 18. November auf Paramount+ zu sehen.

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